Eine Romanautorin lässt sich durch Seoul treiben: Warum „Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall“ eine Perle ist.

In einem Buchladen, der eine zentrale Rolle im Film „Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall“ spielt, steht ein Buch mit dem Titel: „Today will be different“. Heute wird alles anders sein. Natürlich steht es nicht zufällig da.

Denn nichts ist Zufall in den Filmen von Hong Sang-Soo, obwohl seine Protagonisten ziellos zu driften scheinen durch den Alltag und durch die Gespräche wie ein orientierungsloses Boot im Meer. Aber sie haben am Ende immer ein Ziel, und dass dieses so scheinbar zufällig erreicht wird, ist eines der Künste des südkoreanischen Kunstfilmers.

Wenn eine Romanautorin zur Regiedebütantin wird

Hier ist es also die erfolgreiche Romanautorin Junhee (Lee Hyeyoung), die driftet – von besagtem Buchladen einer Freundin („Warum hast Du Dich nicht gemeldet?“) zum Gespräch mit einem Regisseur („Warum hast Du mein Buch nicht verfilmt?“ bis zu einer Begegnung mit Schauspielerin Kilsoo („Wollen wir nicht zusammen einen Film drehen?“).

Am Ende sehen wir tatsächlich einen Ausschnitt aus besagtem Werk, in Farbe, während der Rest der 93 Minuten in klarem Schwarz-Weiß leuchtet. Und schon ist en passant aus einer Schriftstellerin mit Schreibblockade eine erfolgreiche Regiedebütantin geworden.

Hong Sang-Soo ist Stammgast auf der Berlinale. Erhielt er 2020 den Silbernen Bären als bester Regisseur für „The Woman who ran“ und 2021 für „Introduction“ den für das beste Drehbuch, gab es dieses Jahr sogar den Großen Preis der Jury.

Liebeserklärung ans Kino

Vielleicht weil diesmal etwas weniger getrunken und geraucht wird als in den anderen Filmen – aber vor allem, weil er besonders doppelbödig ist. Scheinbares Geplänkel über Coolness und Charisma, Karriere und Talent mündet in kleinen Ausbrüchen, versteckten Gemeinheiten, betretenen Gesichtern. Und es geht dabei immer um die Kunst, die das Leben imitiert.

Besonders hübsch ist das, wenn Junhee in besagtem Buchladen von einer Studentin Gebärdensprache lernt oder später im Park von einem Filmschüler das Kino-Handwerk. Da geht es um eine künstlerische Darstellung des Lebens und natürlich um eine versteckte Liebeserklärung ans Kino. An diesem Tag, der so ganz anders ist, in einem leichtfüßigen Film, in dem die Zeit nur so zu verfliegen scheint.

Tragikomödie Südkorea 2022 93 min., von Hong Sang-Soo, mit Hye-yeong Lee, Kim Min-Hee, Young-hwa Seo