Eine Forstpraktikantin gräbt in der Oberpfalz in dunkler Vergangenheit: „Schweigend steht der Wald“ ist ein deutsches Horrormärchen.

Schwer liegt der Nebel über dem dunklen Wald. Eklige Würmer durchbohren dessen Boden. Wer ihn beackert oder kartiert gar wie die junge Forstpraktikantin Anja Grimm (Henriette Confurius), der kann sich eine schmerzhafte Schnittwunde zuziehen, die dann nur mühsam zugetackert werden kann.

Aber so einfach ist das natürlich nicht, Wunden zu heilen. Da muss schon das Innerste nach außen gekehrt werden, wie es Anja mit dem Wildschwein macht, was sie detailliert ausnimmt. Oder bei den Bodenproben das unterste nach oben gekehrt werden um festzustellen, dass mehrfach die Erde bewegt wurde, weil darunter etwas liegt, was keiner sehen soll.

„Schweigend steht der Wald“: Ein Verrückter erschlägt seine Mutter

Ja, es ist ein sehr allegorischer Forst, durch den uns Saralisa Volm in ihrem Regiedebüt „Schweigend steht der Wald“ schickt, der Verfilmung eines Romans von Wolfram Fleischhauer. Es geht hier in der Oberpfalz des Jahres 1999 um eine sehr deutsche Schuld, die sich in der Nähe des KZ Flossenbürg bis tief in die Gegenwart, nun ja, eingegraben hat – für die die Bewohner nun einen sehr hohen Preis bezahlen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der Verrückte Xaver Leybach (Christoph Jungmann) erschlägt also auf seinem einsamen Hof seine Mutter hinter quietschender Scheunentür. Anja Grimm stellt auf der Suche nach dem Mörder ihres Vaters, der vor 20 Jahren im Wald verschwand, viele unangenehme Fragen – und trifft sowohl in Xavers Familie als auch beim Polizisten Konrad Dallmann (Robert Stadlober) und dessen Vater Gustav (August Zirner) auf eine Mauer des Schweigens. Ein Schweigen, das sich wie der schwere Nebel über den Wald legt.

„Schweigend steht der Wald“: Hänsel und Gretel als Horrormärchen

Sehr atmosphärisch hat Saralisa Volm diesen deutschen Heimatthriller inszeniert - mit dem richtigen Mix aus Stille und Schockmomenten. Auch wenn sie ein bisschen zu sehr die Märchensymbolik betont (Frau Grimm, das Hänsel und Gretel-Motiv, der geplante Märchenwald) so geht sie doch stilsicher und spannend dem konsequenten Ende zu.

Weiter, düsterer Wald und enge, holzverschalte Innenräume; schrundige Gesichter und zerlegte Tiere, Blutspuren, geheimnisvolle Kräuter und ein Pogrom unter Zuckerguss. Deutschland, ein Horrormärchen mit drastischen Gegensätze in einem starken Genrefilm.


Thriller, D 2022, 95 min, von Saralisa Volm, mit Henriette Confurius, August Zirner, Robert Stadlober.