Bayreuth. Valentin Schwarz inszenierte Wagners “Ring“ als Serie über eine verkorkste Familie. Sehen Sie das Finale aus Bayreuth nachträglich.

Mit dem Österreicher Valentin Schwarz hat Intendantin Katharina Wagner für den neuen "Ring des Nibelungen" einen jungen Hoffnungsträger als Regisseur engagiert. Und der mutet dem als traditionell geltenden Publikum einiges zu: Er inszeniert Richard Wagners Mammutwerk bei den Bayreuther Festspielen als modernes Drama über eine verkorkste Familie und sprudelt dabei nur so vor ausgefallenen Ideen.

Bayreuther Festspiele: Wagners "Ring" wie eine Netflix-Serie

Schwarz hatte zuvor vage angekündigt, er wolle den Wagner-Vierteiler wie eine Netflix-Serie auf die Bühne bringen. Die ersten beiden Premieren haben beim Publikum nun sehr gemischte Reaktionen hervorgerufen. Vieles erschließt sich auf den ersten Blick nicht, schreibt Abendblatt-Kritiker Joachim Mischke, und im "Rheingold" angelegte Stränge wurden in der "Walküre" kaum aufgegriffen. Und bei "Siegfried" gab es am Donnerstag sogar wütende Buhrufe. Ob sich dieser Eindruck mit der "Götterdämmerung" ändert?

In Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk zeigt abendblatt.de das Finale der Wagner-Neuproduktion im Re-Live. Weitere Klassikinhalte finden Sie außerdem in der ARD-Mediathek. Falls Sie die Aufzeichnung oben nicht sehen, gelangen Sie hier mit einem Klick direkt zum Video.

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Bayreuther Festspiele: Dirigent muss kurzfristig passen

Ohnehin verlangt die diesjährige Neuproduktion von Wagners "Ring" den Festspielen einiges an Improvisationstalent ab. Zunächst machte die Pandemie den Spielen zu schaffen: Dirigent Pietari Inkinen war so schwer an Corona erkrankt, dass er kurzfristig durch Cornelius Meister ersetzt werden musste.

Und auch mit Wotan hat man bislang nur wenig Glück: Bei der Premiere der "Walküre" verletzte Tomasz Konieczny sich am Montagabend so schwer, dass er nicht weitersingen konnte. Im zweiten Akt zerbricht ein Sessel, in den er sich fallen lässt, und der Sänger stürzt zu Boden. Mehr als kurzfristig springt Michael Kupfer-Radecky ein und wird dafür zum Schluss vom Publikum als Retter des Abends gefeiert.

"Ring"-Rochade bei den Bayreuther Festspielen

Kupfer-Radecky ist schon der fünfte Göttervater der "Ring"-Rochade. Der ursprünglich vorgesehene Günther Groissböck sagte schon vergangenes Jahr ab, sein Ersatz John Lundgren dann im Juni dieses Jahres. Für den sprang dann wiederum Egils Silins im ersten "Ring"-Teil "Rheingold" ein – und Konieczny in der "Walküre" und als "Wanderer" im "Siegfried". Konieczny befinde sich nach seinem Unfall auf dem Wege der Besserung und werde zur Premiere von "Siegfried" am Mittwoch wie geplant singen. Das teilte die Leitung der Bayreuther Festspiele am Dienstagnachmittag mit und bedankte sich bei Kupfer-Radecky, der die Vorstellung "bravourös" gerettet habe.

Regisseur Valentin Schwarz mutet dem Publikum der Bayreuther Festspiele mit seiner Neuinszenierung von Richard Wagners
Regisseur Valentin Schwarz mutet dem Publikum der Bayreuther Festspiele mit seiner Neuinszenierung von Richard Wagners "Ring" einiges zu. © picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Derweil stehen neben dem von Roland Schwab neu inszenierten "Tristan" und dem "Ring" auch noch „Lohengrin", "Tannhäuser" und "Der fliegende Holländer" auf dem Programm. "Tristan und Isolde" war kurzfristig auf den Spielplan gerückt für den Fall, dass eine der großen Chor-Opern dem Coronavirus zum Opfer fällt. Mit dem neuen "Ring"-Vierteiler gibt es in diesem Jahr also fünf Bayreuther Neuproduktionen – ein Novum in der Festspielgeschichte.

Klaus Florian Vogt singt in Bayreuth den Siegmund

In den Besetzungslisten finden sich dabei viele bewährte Größen: den Tristan singt Stephen Gould, seine Isolde ist Catherine Foster. In der Walküre singt Klaus Florian Vogt den Siegmund, neben Lise Davidsen als Sieglinde. Vogt übernimmt auch die Titelpartie des "Lohengrin" als Schwanenritter, neben Camilla Nylund als Elsa. Als "Siegfried"-Siegfried ist der auf diese Rolle abonnierte Andreas Schager zu erleben, in der "Götterdämmerung" wird er von Stephen Gould abgelöst.

Überschattet wird der Wagner-Festspielsommer von Sexismus-Vorwürfen. Im "Nordbayerischen Kurier" hatten Frauen anonym berichtet, dass sie auf dem Grünen Hügel angefasst wurden oder sich sexuelle Anzüglichkeiten anhören mussten. Festspiel-Chefin Katharina Wagner bestätigte, dass auch sie selbst betroffen war: „Sexuelle Anzüglichkeiten und teilweise Übergriffe in gewisser Weise ja“, sagte sie. „Schockiert“ sei sie von Berichten über Übergriffe, Beleidigungen und Anzüglichkeiten, sagte Wagner. Die Festspiele kündigten Konsequenzen an. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft – gegen Unbekannt.