Hamburg. Ende vergangener Woche war die Arbeit bei K3 – Tanzplan Hamburg, dem Tanz-Zentrum auf Kampnagel, noch im Alltagsmodus. Zwar sind die nächsten Premieren schon seit einiger Zeit wegen der Corona-Pandemie abgesagt, ab 19. März hätten die Residenzchoreografen Luísa Saraiva, Raymond Liew Jin Pin und Maria Zimpel hier ihre Arbeiten präsentieren sollen. Geprobt wurde allerdings noch.
Seit Sonntag aber passiert auch hier nichts mehr. „Wir hatten gehofft, die Proben fortsetzen zu können“, sagt K3-Leiterin Kerstin Evert, „weil es für die drei Künstler existenziell ist, dass ihre Arbeiten zumindest als fertige Stücke da sind.“ Das ist nun erst einmal nicht der Fall.
K3 steht weniger im öffentlichen Fokus
Die K3 steht im Vergleich zu den übrigen freien Theatern der Stadt weniger im öffentlichen Fokus – die Institution auf dem Kampnagel-Gelände ist nicht in erster Linie ein Ort, an dem Theater besucht wird, sondern einer, an dem entwickelt wird, geprobt und produziert. K3 steht für Workshops, Profitrainings, Residenzen, nur von Zeit zu Zeit gibt es mal eine Aufführung. Und wo es nicht primär um Aufführungen geht, könnte man denken, dass der Shutdown der Kulturszene nicht in dem Maße verstört wie bei den übrigen Bühnen, die den gesamten Spielbetrieb aussetzen.
Dem sei aber nicht so, wie Evert erklärt. Nicht zuletzt das Schließen der Grenzen ist für die stark auf Internationalität setzende Tanzwelt fatal: „Unser Profitanztrainer, der diese Woche aus den USA kommen sollte, konnte wegen der Reisebeschränkungen nicht anreisen.
Europaweite Aktivitäten
Außerdem haben wir als Netzwerk europaweit Aktivitäten, in denen Künstler zusammenkommen, wo Wissen generiert wird, die alle verschoben werden müssen … Wir haben gerade eine Residenz mit Seoul im Sommer ausgeschrieben, ob man die durchführen kann, ist auch nicht klar. Und selbst innerhalb Deutschlands ist es schwierig: Wer setzt sich denn gerade noch in den Zug von Berlin nach Hamburg, um zusammenzuarbeiten?“
Aber nicht nur international und überregional, auch im Lokalen ist die Arbeit lahmgelegt. Ein wichtiges Feld der K3 sind die Aktivitäten mit Schulen, unter anderem im Kontext des aus Bundesmitteln geförderten Programms „Explore Dance“.
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Und die finden auch nicht statt – der Hamburger Schulbetrieb pausiert. „Selbst wenn die Schulen im April oder Mai wieder öffnen würden: Es ist ohnehin nicht einfach, Schulen zu Vorstellungsbesuchen zu motivieren. Und dann werden die Stoff nachholen müssen, da passen Tanz- und Kulturprojekte noch weniger rein. Und so brechen eventuell auch mühsam aufgebaute Netzwerke in die Schulen wieder ab.“ Corona hat auch den freien Tanz fest im Griff.
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