Essen. Universalgenie Leonardo da Vinci ist 500 Jahre nach seinem Tod noch eine Berühmtheit. Eine Arte-Doku geht dem Rätsel eines Bildes nach.

Auch 500 Jahre nach seinem Tod kennt noch alle Welt seinen Namen: Leonardo da Vinci gilt als das Universalgenie der Renaissance. Der uneheliche Sohn eines Notars und einer mittellosen Magd aus dem toskanischen Dorf Vinci war Maler, Bildhauer, Musiker, Dichter, Architekt, Anatom, Ingenieur, Stadtplaner, Botaniker sowie Erfinder, Philosoph und Schriftsteller.

Obwohl ihm nur 14 Gemälde eindeutig zugeschrieben werden, steht sein Name symbolisch für den Geist einer ganzen Epoche, deren Erfindungen und Erkenntnisse bis heute nachwirken, bewundert und gefeiert werden. Kann es über ihn noch etwas Neues geben? Arte versucht es.

Da Vinci arbeitete teils 20 Jahre lang an einem Gemälde

Aus Anlass des 500. Todestages, der sich dieses Jahr schon im Mai jährte, zeigt der Sender am Sonnabend um 20.15 Uhr mit der Dokumentation „Da Vinci or not da Vinci? – Das Rätsel um die Madonna“ in Erstausstrahlung bestes Bildungsfernsehen. Es geht um ein einziges Bild, die „Madonna mit der Spindel“, entstanden Anfang des 16. Jahrhunderts, etwa zur gleichen Zeit wie die „Mona Lisa“.

An diesem Beispiel lernen wir besser zu sehen, wie Leonardo arbeitete – parallel an mehreren Projekten, manchmal bis zu 20 Jahre an einem einzelnen Gemälde, bei dem er bereits geplante Details unzählige Male übermalte, stets auf der Suche nach der perfekten Komposition.

Der Film ist zugleich eine kunstwissenschaftliche Recherche, die an die drei Jahre dauerte und Leonardo-Experten durch halb Europa und dessen Geschichte führte – und die etwas von der Faszination vermitteln kann, die seine unumstrittenen Meisterwerke bis heute ausstrahlen.

Die „Madonna mit der Spindel“ – doch ein Original?

2015 gibt ein Privatsammler sein kleines Gemälde „Madonna mit der Spindel“ in die florentiner Werkstatt von Cinzia Pasquali, die schon andere Bilder von Leonardo restauriert hat und als weltbeste Restauratorin für Gemälde dieser Epoche gilt. Das Bild von 50 mal 36 Zentimetern auf Holz gilt als eine von rund 50 Kopien aus dem 16. Jahrhundert.

Nachdem es sorgsam gereinigt wurde, verdichten sich allerdings die Hinweise, dass diese „Madonna“ eventuell doch von Leonardo da Vinci gemalt worden sein könnte. Vincent Delieuvin, der im Pariser Louvre für Leonardos Werke verantwortlich ist, begutachtet das Bild ebenfalls.

Er untersuchte Komposition, Maltechnik, Pigmentstruktur sowie Vorzeichnung und stellte Vergleiche mit der „Mona Lisa“ sowie „Anna selbdritt“ an – zwei von Leonardos Meisterwerken, die im Louvre hängen und zur selben Zeit entstanden wie die „Madonna“.

Experten suchen in Museen und Archiven nach Spuren

Dazu machen sich die Experten auf Spurensuche in europäische Museen und Archive, um die Entstehungsgeschichte des Bildes zu erforschen. Viele Indizien wie offizielle Briefwechsel und persönliche Notizen des Künstlers führten zu einer erstaunlichen These: Das Gemälde ist keine Kopie, sondern ein Original, das 15. Gemälde da Vincis.

Doch was ist mit der anderen Fassung der „Madonna mit der Spindel“, die sich in der National Gallery in Edinburgh/Schottland befindet und als ein Werk eingestuft wird, das zumindest teilweise von Leonardo gemalt wurde? Beide Gemälde stammen offenbar aus seiner Hand. Nur, warum malte Leonardo zwei Mal das gleiche Motiv?