Bühne

Hoftheater in Horn plant den „Tatortreiniger“

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Petra Behrsing ist Leiterin des kleinen Hoftheaters in Horn und unbedingte
Theateridealistin.

Petra Behrsing ist Leiterin des kleinen Hoftheaters in Horn und unbedingte Theateridealistin.

Foto: Marcelo Hernandez

Heute feiert die kleine Bühne Premiere mit einer Kriminalkomödie, die Rechte für die Kultserie sind dem Haus sicher.

Hamburg.  Die roten Stühle sind an den Seiten gestapelt, bis auf einen Tisch voller Zettel ist das Parkett noch leer. Auf der Bühne des kleinen Hoftheaters ist jedoch Betrieb. Zusammen mit zwei Technikern leuchtet Petra Behrsing die Bühne für die nächste Premiere aus. Beim Bühnenbild fehlen nur noch der Anstrich einer Treppe und etwas Stuck an der Decke. Es zeigt das vornehme Ambiente eines Hauses zu Beginn des 20. Jahrhunderts. „Fünf Frauen und ein Mord“ heißt das Stück, mit dem Das kleine Hoftheater die nächste Spielzeit eröffnet. „Es ist eine ideale Mischung aus komödiantischen und mysteriösen Elementen“, beschreibt Behrsing die „viktorianische Kriminalkomödie“, die Gladys Heppleworth in den 1920er-Jahren in England geschrieben hat. Behrsing inszeniert den Krimistoff mit fünf Schauspielerinnen und Claudiu Mark Draghici als Inspector Hollister.

Im kommenden Jahr feiert das Hoftheater bereits sein 35. Jubiläum. Verantwortlich sind dafür zwei theaterverrückte Frauen. Petra Behrsing und ihre Freundin Claudia Isbarn haben die Bühne 1985 gegründet. Eine erste Spielstätte fanden sie in Wandsbek in der ehemaligen Rudolf-Steiner-Schule. Mit bescheidenen Mitteln erarbeiteten sie eine Produktion pro Spielzeit und ein Weihnachtsmärchen. „Die Resonanz in Wandsbek war sehr groß“, erinnert sich Behrsing. Doch 2006 war dort Schluss, weil der Bezirk beschlossen hatte, das Gebäude mit dem 300 Zuschauer fassenden Saal abzureißen. Bei der Suche nach einem neuen Spielort fanden Behrsing und Isbarn schließlich den Gemeindesaal Bei der Martinskirche in Horn, unweit der Rennbahn.

Publikum "geknackt"

„Wir haben eine Zeitlang gebraucht, um das Publikum in Horn zu knacken“, erzählt Behrsing, doch inzwischen sei das gelungen. Mehr als 300 Abonnenten kommen regelmäßig zu den Aufführungen, und auch der Freundeskreis wächst. Sieben bis neun Produktionen stemmen die Macherinnen jede Spielzeit. Der Schwerpunkt liegt auf Komödien und Kriminalstücken, jedes Jahr gibt es ein Weihnachtsmärchen, und auch Musicals gehören zu den bevorzugten Genres des kleinen Hoftheaters. 120 Plätze hat der Saal.

Größere Aufmerksamkeit erreichte Das kleine Hoftheater in diesem Jahr durch eine Einladung zu den Privattheatertagen in Hamburg. Eine Experten-Jury hatte die kleine Bühne in der Kategorie „Komödie“ zur bundesdeutschen Leistungsschau der Privattheater mit Folke Brabands Stück „Herbstgold“ eingeladen, das Stefan Leonhard inszeniert hatte. „Das war toll für uns, weil wir größere Aufmerksamkeit bekommen haben, aber es war auch ungewohnt, weil wir im fünfmal so großen Altonaer Theater spielen mussten“, berichtet Behrsing.

„Wir leben für dieses Theater“

In „Herbstgold“ stand die Theaterleiterin selbst auf der Bühne, aber in der Regel spielt sie nur einmal pro Saison. „Regie zu führen fesselt mich viel mehr, weil ich etwas entstehen lassen kann.“ Ihre Aufgabe innerhalb des Theaters ist die künstlerische Leitung. Sie sucht Stücke aus und inszeniert. Claudia Isbarn kümmert sich um das Kaufmännische und steht sehr viel häufiger auf der Bühne. „Mit Claudia habe ich zum Beispiel mal das Hildegard-Knef-Stück ,Der Teufel und die Diva‘ inszeniert“, erzählt Behrsing. „Wir leben für dieses Theater. Es ist eine Herzensgeschichte, in der Claudia und ich gleich ticken.“ Eine Liaison, die offenbar sehr fruchtbar ist, sonst würden diese beiden Theateridealistinnen ihre Bühne nicht seit fast 35 Jahren zusammen am Laufen halten.

Seit einigen Jahren schon bekommt Das kleine Hoftheater auch Unterstützung von der Kulturbehörde, weil es qualitativ hochwertiges Unterhaltungstheater bietet. 28.000 Euro beträgt die jähr­liche Zuwendung, das sind zehn Prozent des gesamten Etats. „Neben der künstlerischen Arbeit ist die größte Herausforderung, genug Zuschauer anzulocken, sodass wir überleben können. Wir bemühen uns auch verstärkt um ein jüngeres Publikum, ohne unsere Stammzuschauer zu vergraulen.“

Großer Coup

Für die Spielzeit 2020/21 ist zusammen mit Stefan Leonhard bereits ein großer Coup gelungen: Dann läuft im kleinen Hoftheater eine Bühnenfassung der TV-Kultserie „Der Tatortreiniger“: „Die Rechte für Hamburg haben wir sicher. Wir müssen nur eine eigene Bühnenfassung schreiben und der Autorin vorlegen“, freut Petra Behrsing sich. Aber das ist noch eine Weile hin. Jetzt geht es zunächst um „Fünf Frauen und ein Mord“. Die Bühne ist ausgeleuchtet, an diesem Freitag ist Premiere.

„Fünf Frauen und ein Mord“ Premiere Fr 30.8., 19.30 Uhr, Das kleine Hoftheater, (U Horner Rennbahn), Bei der Martinskirche 2, Karten 22,- unter T. 68 15 72; www.hoftheater.de