Essen. Der ZDF-Film „So einfach stirbt man nicht“ erzählt von einem besonderen Ehepaar. Am Ende ist die Tragikomödie jedoch etwas zu gefällig.

Wenn der Ehemann nach einem schweren Herzinfarkt bereits auf dem Sterbebett liegt, dann beichtet es sich leichter. Renate Lehmann (Michaela May) jedenfalls will ihrem komatösen Kurt (Michael Gwisdek) endlich gestehen, dass Rebecca, die jüngste von drei Töchtern, nicht von ihm stammt.

Aber kaum hat sie es gesagt, scheinen bei ihrem Mann die Lebensgeister plötzlich wieder voll vorhanden zu sein. Auf eigenen Wunsch verlässt er umgehend die Klinik auf Mallorca und lässt eine sprachlose Ehefrau zurück.

Ihr bleibt nur die Meinung des behandelnden Arztes, wonach so ein Infarkt „selten allein kommt“. Mit „So einfach stirbt man nicht“ hat der Film von Maria von Heland (auch Drehbuch) zumindest schon mal einen unschlagbaren Titel. Was danach alles so passiert, wird hier unter dem Titel „Tragikomödie“ angeboten. Es geht demnach also durchaus um ernste Themen, die aber immer auch ein wenig Leichtigkeit transportieren sollen.

ZDF-Film „So einfach stirbt man nicht“: Schauspieler trumpfen auf

Da die Töchter des vermeintlich Todkranken allesamt angereist sind, steuert der Film wieder einmal auf ein Familientreffen zu, bei dem gewöhnlich schmutzige Wäsche gewaschen wird. Hier jedoch bleibt alles seltsam unaufgeregt.

Selbst die Tatsache, jahrelang ohne Kenntnis mit einer Halbschwester (Sandra Borgmann) gelebt zu haben, steckt man locker weg. Lotte (Ursula Karven) steht vor ihrer Scheidung und fühlt sich eigentlich befreit, Steffie (Anja Schiffel) leidet vor allem unter ihrer mitgebrachten Teenager-Tochter.

Das wirklich Interessante dieses Films ist das in die Jahre gekommene Ehepaar, das vor den Trümmern seiner langjährigen Gemeinsamkeit steht. Er fühle sich bei ihr nur noch wie in einer „grauen Masse“, wirft er seiner Frau entgegen. Sagt’s und verschwindet wieder zu seiner attraktiven Geliebten (Natalia Wörner), für die er bereit wäre, sein ganzes Vermögen herzugeben. Renate weiß danach keine andere Lösung, als sich mit 72 Jahren scheiden zu lassen.

Für beide Schauspieler ist dies ein wunderbarer Moment, noch einmal richtig aufzutrumpfen. Gwisdek mit der Lässigkeit eines Mannes, der begreift, dass er für seinen Traum viel zu spät kommt. Und May als brave Ehefrau, die eigentlich nur ihren Mann begraben wollte, ihn nun aber offenbar ganz anders verliert. Gegen das, was sich bei den Eltern abspielt, sind die paar Sorgen der Töchter nur banales Geklingel.

Ende gut – alles gut?

Hätte die Regisseurin sich in ihrem Drehbuch nicht gezwungen gesehen, alles wieder irgendwie hinzubiegen, es hätte ein starkes Stück Fernsehen herauskommen können. So aber muss man zum Schluss einer großen Fete beiwohnen, bei der jedes Töpfchen auch einen Deckel bekommt.

Die schwierige 14-Jährige ist plötzlich handzahm, weil sich ein junger Mann samt Motorrad für sie interessiert. Tochter Lotte, selbst Medizinerin, hat sich den behandelnden Arzt ihres Vaters geangelt. Bei Rebecca allerdings verkomplizieren sich die Dinge.

Natürlich ist dies kein gefälliges „Herzkino“, mit dem das ZDF am Sonntag all jene beglückt, die den Tatort meiden. Dafür sorgen schon die Bilder von Kameramann Moritz Anton, der nicht davor zurückschreckt, auch mal ins Dunkel zu tauchen. Aber ein wenig zu gefällig ist der Film am Ende eben doch.

• „So einfach stirbt man nicht“, 29. August, ZDF, 20.15 Uhr oder in der Mediathek