Hamburg. . Heftiger Applaus für das Kammerspiel “Heilig Abend“ mit Sophie von Kessel und Michele Cuciuffo beim Theaterfestival.

Der Untertitel gleicht einer Regieanweisung: „Ein Stück für zwei Schauspieler und eine Uhr“ hat Bestsellerautor Daniel Kehlmann seinem Stück „Heilig Abend“ mitgegeben. Ein Requisit wie eine Figur einzuführen – das ist originell. Und in der Tat wechselt der Zuschauerblick in Thomas Birkmeirs Inszenierung vom Münchner Residenztheater, die nun beim Hamburger Theaterfestival am St. Pauli Theater gastierte, gespannt zwischen diesen dreien: einer gut gekleideten, ausgesprochen souveränen Frau (Sophie von Kessel), die am Heiligabend von Männern mit erweiterten Polizeibefugnissen an einen Un-Ort verschleppt wird und dort, sehr dosiert, die Fassung verliert.

Einem ähnlich lässigen und nicht eben zimperlichen Kommissar mit umgeschnallter Handfeuerwaffe (Michele Cuciuffo) – und einer Digitaluhr, die über der Bühne exakt anderthalb Stunden abrechnet. Von 22:30 bis 24:00 dauert das Verhör, das zum Ringen um Strategien, Ideologien und Gesellschaftsordnungen wird.