Hamburg. Mit der „Orestie“, einem antiken Maskenspiel, eröffnete das Burgtheater das diesjährige Hamburger Theaterfestival.

Unheilvoll wabert der Nebel. Schiebt sich in den Raum, als wäre er ein Verderben witterndes Tier. Die nur sanft ansteigende Bühne (Matthias Koch) teilt er sich mit einem ähnlich bedrohlichen, ähnlich düsteren Wesen: einer Masse Mensch oder vielmehr: einem Pulk Punk-Zombies mit sieben Köpfen. Fahlgelbe Haarsträhnen, die Gesichter fett weiß geschminkt, die Lippen blutrot. Sieben Burgschauspielerinnen in Ganzkörperanzügen (Kostüme: Victoria Behr), die die Farbe schmutzigweißer Asche haben, und die – außer Maria Happel in ihrer charakteristischen Physio­gnomie – zunächst als Individuen gar nicht auszumachen sind.

Das ist als Bild stark. Antú Romero Nunes, in Hamburg sonst Hausregisseur am Thalia Theater, feiert zur Eröffnung des Hamburger Theaterfestivals am Schauspielhaus mit seiner Wiener Inszenierung der „Orestie“ vor allem Form und Sprache. Seine Chorarbeit des Textes von Aischylos (in der Übersetzung von Peter Stein) ist enorm präzise. Die Schauspielerinnen, die als ein einziger Erinnyen-Körper zu atmen scheinen, zelebrieren regelrecht die Deklamation dieser grausamen Tragödie.