Hamburg. Das Jugendstück „Abgrenzung“ im Deutschen Schauspielhaus (oder auf Wunsch im Klassenzimmer) ist spektakulär.

„Ich bin Johann, ich bin Journalist“, grinst Jonas Hien ins Publikum. Maximilian Scheidt sekundiert: „Ich bin Finn, ich bin Nazi.“ Und dann ruckeln sie ihre Kappen zurecht, und Hien ist der Nazi und Scheidt der Nachwuchsjournalist. Was hier im Marmorsaal des Schauspielhauses passiert, ist ein Spiel: Zwei Schauspieler probieren Rollen aus, Theaterästhetiken, Zugriffe. Eine frühe Probensituation eigentlich.

„Abgrenzung“, eine Uraufführung aus der Feder des Schauspielhaus-Theaterpädagogen Michael A. Müller, erzählt eigentlich eine unspektakuläre Geschichte: Zwei Schulfreunde langweilen sich auf Klassenfahrt, absolvieren einen stupiden Ferienjob, haben Angst vor den Zeugnissen. Und entwickeln sich ab einem gewissen Punkt auseinander; der eine macht nach dem Abitur eine Weltreise, der andere engagiert sich in einer an die Identitäre Bewegung angelehnten Jugendgruppe. Irgendwann gibt es keine Basis mehr. Zerbrechende Freundschaften hat jeder schon einmal erlebt, und so traurig die Geschichte ist, echte Schärfe gewinnt „Abgrenzung“ nur durch den politischen Hintergrund.