Leipzig/Hamburg. Die Wahlberlinerin wird für einen sagenhaft wütenden Kreativprekariats-Roman ausgezeichnet. Preis ist mit 60.000 Euro dotiert.

Sie hatten die wenigsten auf der Rechnung, nun darf sie sich aber völlig zu Recht Gewinnerin des Leipziger Buchpreises in der Sparte Belletristik nennen: Anke Stelling wurde am Donnerstag in den Messehallen die renommierte Auszeichnung zuerkannt. Eine gute Entscheidung. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.

Ausgezeichnet wird die 1971 in Ulm geborene und in Stuttgart aufgewachsene Autorin für ihren Roman „Schäfchen im Trockenen“. Der bereits im Sommer 2018 im Berliner Verbrecher-Verlag erschienene Roman ist stilistisch furios und thematisch explosiv. Nicht nur, wenn man ihn auf die Hauptfigur verengt, eine als Autorin im Kreativmilieu verankerte Frau, die gegen die Lebensumstände, Lebenslügen, Lebenslaufbegrenzungen geifert. Die Künstlerexistenz, nicht abgesichert durch Geld der Eltern, gerät ins Wanken, als die bessergestellten Freunde in die Neubausiedlung ziehen. An den Statusunterschieden zerbrechen die alten Freundschaften. Stellings wie sie selbst in Berlin lebende Protagonistin Resi ist die Mutter von vier Kindern, an das älteste, die Teenagertochter, richtet sich ihr scharf formulierter Anklagetext, der in mancherlei Hinsicht allgemeingültig ist.