Berlin. „Die Akte BND“ enthüllt, wie der Geheimdienst Kriege unterstützte. Teile der Dokumentation werden von der ARD noch zurückgehalten.

Als wäre es Stoff aus Hollywood: Schon die Entstehungsgeschichte der Dokumentation „Die Akte BND“, deren beide Teile die ARD heute zeigt, ist filmreif. Nach sieben Jahren Recherche zu geheimen Waffengeschäften des Bundesnachrichtendienstes sei dem Team rund um den Autor Rainer Kahrs „ein geheimes Konvolut zugespielt“ worden, verrät Radio Bremen.

Diesen Schriftstücken nach hatte bei den Waffenexporten stets ein ominöser BND-Mitarbeiter mit dem Decknamen „Klaus Hollmann“ seine Finger im Spiel. Der Mann bleibt jedoch ein Phantom, auch der BND war dem Recherche-Team wie zu erwarten keine große Hilfe.

Waffengeschäft-Recherche: Erster Teil ist der „Akte BND“ wird nicht vorab gezeigt

Es passt daher ins Bild, dass die Dokumentation vorab nicht zu sehen ist. Zur Verfügung stellt die ARD nur den zweiten Teil. Dessen Handlung erinnert ebenfalls an einen Thriller: Im Auftrag des BND hat ein ehemaliger Fallschirmspringer und SS-Angehöriger während des Kalten Krieges überschüssige Waffen der Bundeswehr exportiert, heimlich und hochgradig illegal, denn die Empfänger waren nicht selten kriegführende Nationen.

In den Filmausschnitten wirkt der Drahtzieher dieser schmutzigen Geschäfte, Gerhard Mertins, wie ein harmloser Geschäftsmann, und tatsächlich gab es wohl auch den ganz normalen Alltag als braver Familienvater; aber eben auf der anderen Seite Verbindungen zu den finstersten Regimes jener Zeit, unter anderem die Pinochet-Regierung.

Im Auftrag der Bundesregierung hat Mertins in Chile die von Auslandsdeutschen betriebene „Colonia Dignidad“ besucht. Die Militärregierung nutzte die Siedlung erwiesenermaßen als Folterzentrum; Mertins hat ihr damals einen Persilschein ausgestellt.

Drahtzieher verjagt Ulrich Wickert mit Gewehr

Inhaltlich ist der zweite Teil von „Akte BND“ also faszinierend, doch wie bei vielen Themen dieser Art stand Autor Kahrs vor der Frage, wie er sie bebildern soll. Mertins, der auch für die CIA gearbeitet hat, lebt schon lange nicht mehr, der Bundesnachrichtendienst will sich nicht äußern, also müssen Historiker und ein Geheimdienstexperte für die historischen Hintergründe sorgen. Weggefährten und Zeitzeugen, ebenfalls unverzichtbar in Filmen dieser Art, fanden sich hingegen nicht.

Zwar hat sich Mertins’ mittlerweile hochbetagte Ehefrau zum Interview überreden lassen, aber über die Geschäfte ihres Mannes hat sie nie etwas erfahren. So war das damals: Dienst ist Dienst, Familie ist Familie. Das Gespräch mit der Tochter ist sogar völlig überflüssig.

Im Grunde hätte sich Kahrs die Reise zu den beiden Frauen ins amerikanische Virginia sparen können; vermutlich wollte der Autor vermeiden, dass sein Film ausschließlich aus Expertengesprächen und Archivmaterial besteht. Viel interessanter ist jedoch der Einfall, bestimmte Ereignisse in Form von Zeichnungen zu illustrieren.

Höhepunkt aber sind die Erzählungen von Ulrich Wickert, den Mertins damals mit vorgehaltenem Gewehr aus seinem Haus vertrieben hat.

Fazit: Erschreckend und faszinierend zugleich. ARD, 22.45 Uhr