Hamburg. Krimi-Autor Michael Koglin war häufig Gast in der Kultkneipe am Hamburger Berg und sagt: So war's im Goldenen Handschuh wirklich.

Natürlich darf ein Roman wie Heinz Strunks „Goldener Handschuh“ aufs Ganze gehen, darf zuspitzen, polarisieren und auch mit der Geschichte sein eigenes Spielchen treiben. Das gilt ebenso für Filme. Das ist künstlerische Freiheit und das ist gut und wichtig so. Doch wenn dem plötzlich ein dokumentarischer Wert unterstellt wird, ja, dann wird es schwierig. War der Goldene Handschuh wirklich das asoziale Absturzpanoptikum? Die Schmuddelecke auf der Schmuddelmeile? Das Lokal gewordene Ekel-Inferno?

Als ich ab 1977 (also zwei Jahre, nachdem Honkas Morde entdeckt worden waren) unregelmäßig zu Gast im Goldenen Handschuh war, habe ich dort anderes erlebt. Und genossen. Der Goldene Handschuh war viel eher ein Ball der Einsamen Herzen mit lustigen Begegnungen. Nur ganz ohne Tischtelefon, Kellner in roten Uniformen und Einlasskontrolle. Nichts mit Kaschemmen-Kult und wohligem Schauder-Stress. Zwar kursierten „Honka-Fanclub“-Sticker, doch im Goldenen Handschuh nahm man das eher mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Man war tolerant, und schon gar nicht ließ man sich den netten Abend vermiesen.