Essen. Die ZDFneo-Krimiserie „Dead End“ spielt bizarre Fälle im tiefsten Brandenburg durch – schwarzer Humor und Skurrilitäten inklusive.

Es ist finster in Mittenwalde – aber nur bei Nacht, wenn die Bäume rund um die malerische Seenlandschaft Bange machende Schatten werfen. Am Morgen atmet die brandenburgische Kleinstadt südlich von Berlin „Charité“-Star dagegen eine heitere Atmosphäre: Die Sonne scheint, die Vöglein zwitschern. Alles ist gut, selbst wenn hier eigensinnige Eigenbrötler auf naseweise Nachbarn treffen. Man kennt sich seit Grundschultagen und feiert gerne gemeinsam die Beschaulichkeit des Land­lebens. Böse ist, wer Schlechtes denkt.

So Emma Kugel (Antje Traue), ein Kind des Städtchens und inzwischen erfolgreiche Pathologin in den USA. Eben erst ist sie für den 75. Geburtstag ihres Vaters eingeflogen, nun steckt sie ihre Nase überall hinein und wittert hinter jedem Todesfall gleich einen Mord. Es geht aber auch reichlich absurd zu in der außergewöhnlichen Krimiserie „Dead End“, die heute auf ZDFneo startet.

Warum zum Beispiel liegen die verkohlten Finger eines Obdachlosen, der vor anderthalb Jahren bei einem Brand ums Leben kam, immer noch – neben der Butter – im Kühlschrank ihres Vaters? „Ist dir wirklich so langweilig, dass du überall Probleme siehst, die es gar nicht gibt?“, muss sich Emma immer wieder fragen lassen, vor allem von ihrem Vater Peter Kugel (Michael Gwisdek), der im Keller einen Obduktionsraum eingerichtet hat.

Ja und nein, könnte die Antwort lauten. Emma aber hält den Mund und ermittelt ungebeten weiter, bis dann wirklich alle Rätsel gelöst sind.

Die wunderliche Familie Kugel

Peter (Michael Gwisdek) kann nur noch Schneewittchens Tod feststellen.
Peter (Michael Gwisdek) kann nur noch Schneewittchens Tod feststellen. © ZDF und Carolin Ubl | ZDF und Carolin Ubl

Schließlich gehören Leichenteile wie alles Morbide sozusagen zur DNA der Familie: Ihre Großmutter hat in dem Haus schon jede Menge Tiere präpariert, ihr Vater arbeitet seit ewigen Zeiten als Kleinstadt-Pathologe. Wird er jetzt nicht nur alt, sondern auch wunderlich?

Möglich, dass genau an dieser Stelle die Erklärung dafür begraben liegt, warum die sechsteilige Miniserie nicht vollständig einlösen kann, was die reizvolle Grundidee des Drehbuchs von Magdalena Grazewicz verspricht: Vieles ist ein bisschen zu dick aufgetragen, anderes wieder nicht entschieden genug, als ob der Blick des Großstädters auch bei den Machern dem Potenzial der Provinz grundsätzlich misstraute.

Vitale Portion an Frauenpower

Bizarres jedenfalls muss gleich doppelt bizarr erscheinen. Das gewollt behäbige Erzähltempo wiederum ist manchmal so langsam, dass es den Ermittlungsergebnissen spürbar hinterherhinkt. Vor allem aber möchte man der Serie viel mehr schwarzen Witz, Sarkasmus wünschen, denn trotz vieler schöner Gags bleiben die Figuren doch oft blass. Immerhin können die sehr schönen, stillen bis hyperrealistischen Bilder den vollen Zauber der Provinz heraufbeschwören.

Und eine vitale Portion an Frauenpower gibt es sowieso: Ohne die scheue, zugeknöpfte Emma und ohne Polizistin Betty (Victoria Schulz) bliebe so manche Gewalttat unentdeckt.

Fazit: Ungewöhnlich gefilmte Krimiserie, die mit besonders skurrilen Fällen und Figuren die Beschaulichkeit des Landlebens ausreizt.

ZDFneo, Dienstag, 26. Februar, 21.45 Uhr