Berlin. Omar Sy feierte mit „Ziemliche beste Freunde“ den Durchbruch, lebt in Hollywood. In „Monsieur Chocolat“ spielt er einen Clown.
Seine Geschichte klingt wie der amerikanische Traum: Aus einem Kind der grauen Wohnblocks in der Pariser Banlieue wird der Star-Schauspieler Omar Sy (38). Er spielt in dem Kinofilm „Ziemlich beste Freunde“ (19 Millionen Zuschauer) mit und wird über Nacht zum Superstar. Daraufhin klopft Hollywood an und Sy bekommt Parts in US-Blockbustern wie „X-Men“. Im Jahr 2015 kehrt er Frankreich den Rücken und zieht mit seiner Frau und den vier Kindern nach Los Angeles. Im Film „Monsieur Chocolat“ (Kinostart 19. Mai) spielt er nun den ersten schwarzen Clown im Frankreich des 20. Jahrhunderts. Caroline Rosales prach mit ihm.
Als Clown namens Chocolat werden Sie von Ihrem Filmpartner Footit auf einer Bühne ständig gedemütigt. Er tritt Sie in den Hintern und ärgert Sie immer wieder – alles zur Belustigung des Publikums. Zu Zeiten des Kolonialismus fanden das Europäer offenbar lustig. Fiel es Ihnen schwer, diese Szenen zu spielen?
Omar Sy: Natürlich fiel mir das schwer. Aber da musste ich durch. Und tatsächlich war es so, dass Footit und Chocolat, der weiße und der schwarze Clown Freunde waren. Sie wollten der damaligen Gesellschaft einen Spiegel vorhalten.
Warum wollten Sie Chocolat spielen, den ersten schwarzen Clown Europas, der von Wanderzirkus zu Wanderzirkus tingelte?
Sy: Chocolats Geschichte hat mich berührt. Als Sklave geboren zu werden, zu fliehen und Künstler zu werden, das ist schon eine unglaubliche Karriere. Und schließlich sind historische Filme mit Rollen für schwarze Schauspieler eher dünn gesät.
Ist es heutzutage schwieriger, sich als Schwarzer in der Filmbranche durchzusetzen? Immerhin gab es jüngst vor der Oscarverleihung einen öffentlichen Protest vieler schwarzer Schauspieler, weil in diesem Jahr keine schwarzen Schauspieler nominiert waren.
Sy: Nein, in den Neunzigern, als ich jung war und als Comedian beim Radio gearbeitet habe, gab es durchaus mehr Widerstände für mich. Aber wir sind darüber hinweg. Zum Beispiel in dem Hollywoodfilm „Im Rausch der Sterne“ spielte ich neben Bradley Cooper einen französischen Souschef. Keinen schwarzen, sondern einen französischen Koch. Ich halte das Thema der Ungleichbehandlung für erledigt. Meiner Meinung nach sind jetzt allerdings die Journalisten in der Pflicht. Stellt mir bitte endlich andere Fragen. Ich bin diese Rassismusthematik leid. Ich will über andere Sachen reden.
Das verstehe ich. Aber auf der anderen Seite sind Sie für viele Jugendliche in Frankreich und Europa ein Vorbild. In Ihrem vorletzten Film „Heute bin ich Samba“ spielen Sie einen afrikanischen Flüchtling auf der Suche nach seiner Identität.
Sy: Ich würde jungen Künstlern mit Migrationshintergrund immer raten, all diese Identifikationsversuche über die Herkunft hinter sich zu lassen. Ich habe nie gedacht: Ich bin schwarz, ich bin ein Mann. Ich habe immer gesagt: Hallo, ich bin Omar.
Wie lebt es sich in Los Angeles? Vermissen Sie Frankreich? Oder genießen Sie es einfach, nicht erkannt zu werden?
Sy: Ach, ich werde seit meiner Rolle in „X-Men“ auch dort erkannt, aber wesentlich weniger als in Paris natürlich. Los Angeles ist ja auch eine große Stadt und man lebt dort wesentlich anonymer. Es ist dort nicht so, dass ich dort jeden Morgen George Clooney beim Bäcker treffe (lacht).
Warum sind Sie genau in die USA ausgewandert?
Sy: Nach meinem Film „Ziemlich beste Freunde“ gab es ein paar Anfragen aus Hollywood. Ich wollte dort einen Fuß in die Tür kriegen. Aber das Wichtigste war: Ich wollte an meinem Englisch arbeiten. Das ist stark verbesserungswürdig.
Was ist dann der nächste Schritt für Sie? Träumen Sie davon, eines Tages vielleicht selbst die Regie für einen Film zu übernehmen?
Sy: Auf gar keinen Fall. Das könnte ich nicht. Zuviel Organisation. Es ist, glaube ich, es ist für alle das Beste, wenn ich Schauspieler bleibe.