Los Angeles. Der Oscar-Boykott farbiger Schauspieler zieht immer weitere Kreise. Will Smith trifft nun die gleiche Entscheidung wie seine Frau.

Der Schauspieler Will Smith (47) hat angekündigt, der Oscar-Verleihung Ende Februar fernzubleiben. Nach seiner Ehefrau Jada Pinkett Smith sowie Spike Lee ist Will Smith („Independance Day“, „Men in Black“) damit der dritte prominente afroamerikanische Schauspieler, der die Gala zur Oscar-Verleihung boykottieren will, weil auf der Liste für die nominierten Mimen kein Schwarzer auftaucht.

„Vielfalt ist Amerikas große Stärke“, sagte Smith im Interview mit dem US-Fernsehsender ABC in der Sendung „Good morning America“. So viele verschiedene Menschen aus so vielen verschiedenen Orten machten mit ihren Ideen und Inspirationen Amerika „zu diesem wunderschönen Eintopf-Mix“. Trotzdem müssten schwarze Kinder, die die Oscar-Show ansehen, erkennen, dass sie „dort nicht repräsentiert sind“, so Smith. Es sei ihm daher derzeit unmöglich, bei der Verleihung zu sein „und zu sagen: Das ist okay“.

„Wir sind würdevoll und wir sind mächtig“

Wollen nicht zur Oscar-Gala gehen: das Schauspielerpaar Will und Jada Pinkett Smith.
Wollen nicht zur Oscar-Gala gehen: das Schauspielerpaar Will und Jada Pinkett Smith. © dpa | Paul Buck

Smith war in der Vergangenheit zweimal für den Oscar nominiert worden: 2002 für seine Hauptrolle in „Ali“, ein Film über das Leben der Box-Legende Muhammad Ali, sowie 2007 für seine darstellerische Leistung in dem Streifen „Das Streben nach Glück“. Beide Male ging Smith allerdings leer aus.

Zuvor hatte Smiths Ehefrau ihren Boykott angekündigt. In einem über Facebook verbreiteten Video erklärte sie: „Wir sind würdevolle Menschen, und wir sind mächtig.“

Die Oscar-Verleihung geht am 28. Februar in Los Angeles über die Bühne. Unter den insgesamt 20 Nominierungen für die besten Haupt- und Neben-Darsteller und -Darstellerinnen befinden sich ausschließlich Weiße. Die rund 6000 Mitglieder der Akademie entscheiden über Oscar-Nominierungen und -Gewinner. Die Oscars werden diesmal von dem schwarzen Comedian Chris Rock (49) präsentiert.

„Es ist Zeit für große Veränderungen“

Gibt sich betrübt: Cheryl Boone Isaacs, Chefin der Oscar-Akademie.
Gibt sich betrübt: Cheryl Boone Isaacs, Chefin der Oscar-Akademie. © dpa | Paul Buck

Die afroamerikanische Präsidentin der Oscar-Akademie, Cheryl Boone Isaacs, äußerte sich dieser Tage in einer schriftlichen Mitteilung betrübt über die fehlende Vielfalt bei den Nominierten. Sie sei untröstlich und frustriert. Die Akademie unternehme dramatische Schritte, um ihre Mitgliederschaft vielfältiger werden zu lassen. Es sei „Zeit für große Veränderungen“, schrieb sie.

Der Schauspieler David Oyelowo (39), der im vergangenen Jahr für seine Rolle als afroamerikanischer Bürgerrechtler Martin Luther King im Film „Selma“ nicht für einen Oscar nominiert worden war, hatte dem „Hollywood Reporter“ gesagt: „Dass 20 Gelegenheiten, nicht-weiße Schauspieler und Schauspielerinnen zu feiern, im vergangenen Jahr ausgelassen wurden, ist das eine; dass es in diesem Jahr wieder passiert, ist unverzeihlich.“

Auch George Clooney kritisiert Oscar-Akademie

Die kenianische Schauspielerin Lupita Nyong’o (32), die für die Rolle einer Sklavin in dem Film „12 Years a Slave“ 2014 den Oscar als beste Nebendarstellerin erhalten hatte, schloss sich der Kritik an. Sie erkenne „unbewusste Vorurteile“ bei der Auswahl der Nominierungen. Die solidarisiere sich mit ihren Kollegen, die Änderungen bei der Auswahl forderten.

Die Kritik an der Oscar-Jury kommt inzwischen auch von weißen Schauspielern. Die Oscar-Akademie bewege sich in die falsche Richtung, sagte etwa George Clooney (54) dem Branchen-Magazin „Variety“. Das Problem sei vor allem, dass Minderheiten kaum Chancen bekämen, in Qualitätsfilmen mitzuwirken.

Der Dokumentarfilmemacher Michael Moore („Stupid white men“) hatte am Dienstag dem Kinoportal „The Wrap“ gesagt, er werde sich dem Boykott anschließen. (mit dpa)