Berlin . Quentin Tarantino kehrt mit „The Hateful 8“ gewohnt blutig zurück. Doch der Regisseur hat schon Pläne für die Zeit nach den Filmen.

Seinen neuen Film „The Hate­ful 8“ (ab 28. Januar im Kino) hält der Kultregisseur Quentin Tarantino für seinen besten. Und mehr noch: Mit diesem Western schließt sich für ihn der Kreis zu seinem ersten Film, dem Thriller „Reservoir Dogs“. „Da wurde auch zuerst viel geredet, bevor es blutig wurde. Richtig blutig“, meint er lachend. Ulrich Lössl sprach mit Quentin Tarantino (52) über die Faszination von Gewalt im Kino und warum er sich gegen Jennifer Lawrence entschied.

Frage: Mister Tarantino, vor zwei Jahren wurde Ihr Drehbuch zu „The Hateful 8“ ohne Ihr Wissen ins Internet gestellt ...

Tarantino: … und natürlich auch ohne meine Erlaubnis! Das war für mich der Super-Gau! Ich war so wütend darüber, dass ich eigentlich vorhatte, das ganze Projekt abzublasen. Aber dann habe ich mich Gott sei Dank wieder beruhigt. Denn wenn man jahrelang und mit viel Herzblut an etwas arbeitet, dann gibt man das nicht einfach auf. Ganz abgesehen davon ist es ein verdammt cooles Script. Deshalb habe ich es dann doch verfilmt.

Haben Sie viel an der ursprünglichen Version geändert?

Tarantino: Einiges. Sicher. Und der Schluss ist fast komplett anders.

Und wie wir Sie kennen, wird es auch diesmal wieder ultrabrutal zugehen …

Tarantino: Kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit dem Vorwurf, dass es in meinen Film zu viel Gewalt zu sehen gibt. Ich sage es Ihnen frei heraus: Mir gefallen Gewaltdarstellungen im Kino! Nur gut müssen sie sein! Wer sich einen Tarantino-Film ansieht, der weiß hoffentlich, was ihn erwartet. Ganz abgesehen davon: Kein Mensch würde sich darüber beklagen, dass es in einem „Laurel & Hardy“-Film zu viel Slapstick gibt. Oder dass in „Ein Amerikaner in Paris“ getanzt wird.

Für die weibliche Hauptrolle haben Sie den neuen Hollywood-Superstar Jennifer Lawrence vorsprechen lassen – sich dann aber für Jennifer Jason Leigh entschieden. Warum eigentlich?

Tarantino: Das hatte nichts mit der schauspielerischen Qualität von Jennifer Lawrence zu tun. Ich finde sie nämlich ganz wunderbar. Der Grund, warum ich mich für die andere Jennifer entschieden habe, war der, dass ich mit diesem Film auf gewisse Weise zu meinen Anfängen in den 90ern zurückkehre. Und dafür war mir Jennifer Lawrence zu jung. Ich wollte eine Schauspielerin, die in den 90ern ihre großen Filme gemacht hat. Für mich war Jennifer Jason Leigh damals der weibliche Sean Penn. Und sie hat sich bei mir die Seele aus dem Leib gespielt. Ich höre ihre Schreie immer noch.

Stimmt es eigentlich, dass Sie nur noch zwei Kinofilme machen wollen?

Tarantino: Ja, denn dann habe ich zehn Filme gemacht. Ich finde, das ist eine gute Zahl. Und lieber zehn einzigartige Filme, als 20 mittelmäßige.

Wird dann aus dem Filmemacher Tarantino der Rentner Tarantino?

Tarantino: Keine Angst, ich gehe danach nicht in Rente. Nach meinen Filmen habe ich dann endlich Zeit, mich um meine Romane zu kümmern. Ich habe schon einige angefangen in der Schublade liegen. Ich glaube, ich habe es in mir, so wie Dickens oder Twain zu schreiben. Oder ich betreibe ein kleines, aber feines Kino, vielleicht sogar in Los Angeles, in dem ich Woche für Woche meine Lieblingsfilme zeige. Ein schöner Gedanke, nicht?

Die ganze Welt sieht Sie als Kino-Freak. Entweder Sie machen Filme, oder Sie schauen bis zu fünf Filme am Tag an. Tut man Ihnen da sehr unrecht?

Tarantino: Eigentlich schon. Mein Leben ist wesentlich komplexer. Okay, ich bin durchaus ein Filmexperte, der hoffentlich bis zu seinem letzten Atemzug Filme studiert. Es gibt so viel, was ich noch nicht weiß. Aber natürlich lebe ich dann auch noch ein Leben jenseits vom Film. Da reise ich in der Welt herum, besuche Freunde oder lerne Reiten. Ich habe dann auch gleich an einer Reitersafari in Afrika teilgenommen. Wir sind losgeritten und haben uns all die Tiere in freier Wildbahn angesehen. Das war wirklich fantastisch.