Katja Petrowskaja gewann beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Kärnten, der in Hamburg lebende Benjamin Maack erhielt den 3sat-Preis

Hamburg. Der Bachmann-Preis ist gerettet. Die zuletzt wegen Sparplänen des öffentlich-rechtlichen Senders ORF infrage gestellte Finanzierung des Wettbewerbs ist sichergestellt. „Der Bachmann-Preis bleibt“, sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Das mögliche Aus hatte heftige Proteste in der Kulturlandschaft ausgelöst. Fehlende Gelder sollen künftig durch Sponsoren gedeckt werden.

Bereits der erste Tag des Ingeborg-Bachmann-Lesewettbewerbs in Klagenfurt hatte die Jury am Donnerstag mit vielen herausragenden Texten überzeugt. Am Sonntag aber, bei der Preisverleihung der 37. „Tage der deutschsprachigen Literatur“ genannten Veranstaltung, ging die in Berlin lebende 43-jährige Ukrainerin und Literaturwissenschaftlerin Katja Petrowskaja als klare Siegerin unter den 14 Autorinnen und Autoren, die ihre noch unveröffentlichten Texte präsentierten, hervor. Sie erhält die 25.000 Euro, gestiftet von der Landeshauptstadt Kärntens. Am 21. Oktober wird sie ihr literarisches Debüt „Vielleicht Esther“, das im kommenden Jahr im Suhrkamp-Verlag erscheint und 1941 in Kiew spielt, bei einer Seitensturm-Veranstaltung im Ernst Deutsch Theater lesen.

Der Hamburger Autor Benjamin Maack erhielt den mit 7500 Euro dotierten 3sat-Preis für seinen Text „Wie man einen Käfer richtig fängt“. Er erzählt von einem zwölfjährigen Jungen, der mit Käfern ein Mädchen gewinnen will. Der Ernst-Willner-Preis der Verlage in Höhe von 5000 Euro ging an den in München geborenen Heinz Helle für „Wir sind schön“. Und die Zuschauer kürten in der Online-Abstimmung die Österreicherin Nadine Kegele für „Scherben schlucken“ zur Trägerin des Publikumspreises, der mit 7000 Euro dotiert ist.

Die beiden norddeutschen Autoren, die am Wettbewerb teilnahmen, machten unterschiedliche Erfahrungen. Während die bei Pinneberg lebende Nikola Anne Mehlhorn, ihre Lesung von „Requiem einer Vierzigjährigen“ im Rückblick als „Katastrophe“ erlebte und sie nach ihrer Einschätzung „den härtesten Verriss des Wettbewerbs“ kassierte, erzählt Benjamin Maack dem Abendblatt, dass er sich nach der Präsentation seines Vorstellungsvideos, mit dem er alle zum Lachen gebracht hatte, entspannen konnte.

Ihm sei das Lesen gelungen, sagt er. Der anschließenden Jurydiskussion hätte er dann ein wenig neben sich stehend gefolgt und sie angeschaut „wie eine Karambolage in einem Hollywoodfilm. Die Dynamik, die sich aufbaute, war spannend.“ Die Jury war freundlich zu ihm. So galt er früh als sicherer Kandidat für einen Preis. Ebenso allerdings der Schauspieler Joachim Meyerhoff, der dann leer ausgegangen ist.

Klare Favoritin für den Hauptpreis war von Anfang an Petrowskaja. Die Geschichte ihrer Großmutter, die 1941 im von der Wehrmacht eroberten Kiew zurückbleibt, erntete Wertungen wie „wunderbar“, „kraftvoll“ oder „mir geht das Herz auf“ .

Im vergangenen Jahr gewann die Russin Olga Martynova den Bachmann-Preis. 2011 Maja Haderlap, eine Österreicherin, die über ein Mädchen schrieb, das von ihrer Großmutter erfährt, was die Nazis den Kärntner Slowenen angetan haben. Das „Ost-Element“, Themen und Autoren von dort, sind für die deutschsprachige Literatur offenbar immens wichtig.