Ein Kommentar von Armgard Seegers

Der Ingeborg-Bachmann-Preis, die wichtigste Auszeichnung für neue deutschsprachige Literatur, wird auch im kommenden Jahr verliehen, weil der Veranstalter, das Österreichische Fernsehen (ORF), angesichts der vielen Proteste eingelenkt hat. 350.000 Euro kostet der Wettbewerb, bei dem ein gutes Dutzend Autoren ihre unveröffentlichten Texte einer Jury vorlesen, die diese dann vor aller Augen – vor allem vor denen der 3sat-Zuschauer – lobt oder wie Racheengel vernichtet. Man wolle lieber bei großen Projekten sparen, als Radio und Fernsehen etwas abzuzwacken, hatte eine Programmdirektorin zuvor die Sparmaßnahmen begründen wollen.

Falsch, ganz falsch, denn Radio und Fernsehen leben eben nicht nur von Gedudel und Moderatoren, die auffallend angestrengt Dauer-Gute-Laune verbreiten müssen. Sie sollten auch vom Nachdenken, vom Engagement und von der Sprache derjenigen leben, die Schreiben als Beruf betrachten, die sich geistig mit der Welt und dem, was passiert, auseinandersetzen. Es inspiriert Leser und Zuhörer, regt sie zum Gespräch und zu neuen Gedanken an. Und wovon, wenn nicht davon, soll die Gesellschaft sich geistig nähren? Talente müssen gefördert werden. Den Bachmann-Preis haben schon Uwe Tellkamp (2004) und Sibylle Lewitscharoff (1998) gewonnen. Die eine erhält 2013 den Büchner-Preis, der verfilmte „Turm“ des anderen hat 2013 den Grimme-Preis gewonnen. Einen wichtigeren deutschen Literatur- oder TV-Preis gibt es nicht.