In der Prinzenbar wurde zum dritten Mal der Club Award verliehen - um die Vielfalt der Hamburger Popszene zu feiern

Hamburg. Ein Preis ist häufig wesentlich mehr als ein Preis. Als das Molotow Mittwochabend in der Prinzenbar die Auszeichnung als bester Hamburger Livemusik-Club erhielt, wurde da nicht nur eine Hamburger Institution für innovative wie vorzügliche Programmarbeit gekürt. Der traditionsreiche Rockschuppen mit der Adresse Spielbudenplatz 5 ist Teil der sogenannten Esso-Häuser auf dem Kiez, die vom Abriss bedroht sind. Die Zukunft des Kellerclubs ist ungewiss. Und insofern ist die Ehrung des Molotow, in der bereits Bands wie Mando Diao, Die Toten Hosen und Kettcar die kleine Bühne enterten, auch ein Statement in Sachen Stadtentwicklung. "Die Jury wollte mit dieser Wahl auch ein Zeichen für den Erhalt des Clubs am Spielbudenplatz setzen", erklärte das Clubkombinat Hamburg. Der Verein, der die Belange von mehr als 70 Clubbetreibern in der Hansestadt vertritt, hat den Club Award zum dritten Mal ausgelobt und die Preise in acht Kategorien mit einer sympathischen Sause auf St. Pauli zelebriert.

Direkt doppelte Gunst wurde dem Ego an der Talstraße zuteil. Der Elektroclub, der für eine erlesene Auswahl an DJs und lange Partynächte steht, wurde nicht nur für das beste Spartenprogramm prämiert, sondern gewann beim Online-Voting der Clubgänger ebenfalls den Publikumspreis - knapp vor dem freundlich+kompetent. Die Betreiber der charmanten Szenebar in Winterhude wiederum gingen ebenfalls nicht leer aus, teilten sie sich doch den Preis für die beste Nachwuchsförderung mit dem Team des Musik Clubs Live an der Fruchtallee.

Der Support junger Hamburger Talente kam aber auch in der Prinzenbar selbst nicht zu kurz. Denn das schweißtreibende Geschehen auf und der satte Sound von der Bühne ist ja letztlich das, was das Clubleben ausmacht. Und so zeigten die Indierocker Pool, der Hip-Hopper Eljot Quent und die Singer-Songwriterin Lùisa unter dem stuckverzierten Deckenhimmel ihr Live-Können, launig anmoderiert von Daniel Sommer alias Cosmic DJ.

Was den Club Award, der übrigens von der Kulturbehörde unterstützt wird, in diesem Jahr besonders charakterisiert: Gewürdigt werden nicht nur große Namen, sondern all die Überzeugungstäter, die seit Jahren ohne viel Tamtam, aber mit reichlich Herzblut das (sub-)kulturelle Leben der Stadt unermesslich bereichern. Die Hasenschaukel etwa, deren rosa und mintgrün leuchtende Fassade aus der Silbersackstraße nicht mehr wegzudenken ist, wurde zu Recht in der Kategorie "Außendarstellung" geehrt.

Das Logo im Univiertel wiederum wurde als "kleinster Club mit größtem Act" für den Durchhaltewillen des Underdogs ausgezeichnet. Und auch ungewöhnliche Ideen zahlen sich aus: So gewann der Nachtflohmarkt des Fundbureau an der Sternbrücke in der Rubrik "Veranstalter des Jahres".

Als einen, der sich "insbesondere für die Interessen von kleinen Clubs eingesetzt hat", erhielt Markthallen-Chef Wolfgang Landt einen Award. Für die diesjährige Jury, der Detlef Schwarte (Reeperbahn Festival), Gunnar Astrup (917xfm), Helmut Heuer (VUT Nord), Luisa Ortwein (Künstlerin), Ole Masch (Szene Hamburg), Thorsten Dörting ("Spiegel Online") und Thomas Andre (Hamburger Abendblatt) angehörten, ist Landt ein wichtiger Chronist und Berater der hiesigen Szene. Ganz so wie Tino Hanekamp, Autor des Kiez-Club-Romans "Sowas von da", der am Abend als Special Guest geladen war.

Der große Enthusiasmus all der Betreiber "muss belohnt und gefeiert werden, denn Hamburg ohne Clubs, das wäre doch wie die Elbe ohne Wasser - total öde!", sagte Terry Krug, Erste Vorsitzende des Clubkombinats Hamburg.

Für Thore Debor, Geschäftsführer des Vereins, ist der Club Award auch eine gute Gelegenheit, auf Baustellen aufmerksam zu machen. Vor allem die Debatte um die Erhöhung der GEMA-Gebühren wühle alle auf, erklärte der 36-Jährige vor der Verleihung. Dass die Verwertungsgesellschaft - nun mit einer neuen (Galgen-)Frist ab 2014 - im Schnitt zehn statt bisher rund drei Prozent von den Einnahmen abziehen möchte, sorge nicht nur für "enorme Unsicherheiten in der programmatischen Planung", sondern gehe viel tiefer, führte Debor weiter aus. Das rühre an "existenzielle Grundängste", meinte er. Oder, Klartext: "Wenn das durchgesetzt wird, dann ist das unumwunden das Ende für viele Clubs."

Debor ist in der Geschäftsstelle an der Kastanienallee nicht nur für das Clubkombinat aktiv, sondern vertritt in den Büros auf dem Kiez ebenfalls die Livekomm, den Verband der Musikspielstätten in Deutschland. Insofern ist er Vollzeit mit Clubkultur befasst. Halb für Hamburg, halb für den Bund. Das Thema GEMA möchte er entschieden in den Wahlkampf einbringen. "Das wird ein heißer Herbst."

Doch auch an ganz anderen Ecken will Debor aktiv werden. Mit der 2010 gegründeten Hamburger Clubstiftung soll den Live-Läden nun verstärkt geholfen werden, energieeffizient nachzurüsten. "Mit geringsten Investitionen sind nach ein, zwei Jahren bis zu 20 Prozent Einsparungen möglich", erläuterte Debor die Initiative. Denn auch wenn Hamburgs Clubs nach wie vor den guten wilden Rock'n'Roll (respektive Elektro, Hip-Hop, Folk, Jazz etc.) protegieren: Das Bier darf auch gerne umwelt- und budgetschonend gekühlt sein.