Songwriter-Genie Rufus Wainwright kommt mit seinem neuen Album “Out Of The Game“ am 28. November in die Hamburger Laeiszhalle.

"Pop ist für mich Wagners ,Walkürenritt'." Rufus Wainwright wählt ein überraschendes Beispiel für populäre Musik, die viel über seine Affinität zu Oper und klassischer Musik aussagt. Der Sänger und Pianist komponierte vor ein paar Jahren die Oper "Prima Donna" über das Leben einer alternden Diva, die 2009 beim Manchester International Festival uraufgeführt wurde. Ursprünglich sollte sie an der New Yorker Met Weltpremiere feiern, doch Wainwright überwarf sich mit der dortigen Theaterleitung und suchte sich einen anderen spektakulären Rahmen. Immer wieder finden sich in seinen Popsongs Anspielungen auf Opern, in "Barcelona" etwa gibt es eine kurze Passage aus Verdis "Macbeth".

Auf seinem aktuellen Album "Out Of The Game" versucht sich Wainwright an Popmusik im herkömmlichen Sinne. Als Produzenten hat er den britischen DJ Mark Ronson mit ins Studio genommen, der in der Vergangenheit sehr erfolgreich mit Robbie Williams gearbeitet hat und für Amy Winehouse' Mega-Erfolg "Back To Black" verantwortlich war. "Mark kennt sich toll mit Popmusik aus. Er hat so lange als DJ gearbeitet und weiß einfach, was gut klingt und was die Kids wollen", erklärt Wainwright die Zusammenarbeit mit dem in New York lebenden Produzenten. Er räumt ein, dass er zwar selbst auch zum Genre des Pop zähle, aber dessen Sprache nicht perfekt beherrsche. "Ich kenne meine Grenzen und weiß, wann ich Hilfe brauche", sagt er.

Als Backing-Band holten Wainwright und Ronson die Daptones ins Studio. Diese versierten afroamerikanischen Musiker begleiteten schon Winehouse bei ihren Tourneen und sind zurzeit vor allem mit der Sängerin Sharon Jones unterwegs. Mit ihnen kreierte Wainwright eine luftige Platte mit deutlichen Referenzen an die 70er-Jahre wie in dem souligen "Jericho" oder "Rashida", das auch aus der Feder von Queen oder Elton John stammen könnte. Trotz des Beistands von Mark Ronson ist "Out Of The Game" ein typisches Rufus-Wainwright-Album geblieben. Die Ballade "Barbara" mit dem gedehnten Gesang und dem schwelgerischen Arrangement klingt ebenso vertraut wie das mit Pathos überladene "Song Of You" oder "Bitter Tears". Ungewohnt sind dagegen ein paar Nummern mit Country-Elementen wie "Respectable" und "Sometimes You Need".

Thematisch drehen sich die Kompositionen um Ereignisse, die Wainwright in den vergangenen drei Jahren widerfahren sind. "Es war eine intensive und dramatische dunkle Zeit", sagt er. Vor allem der Krebstod seiner Mutter Kate McGarrigle im Januar 2010 hat den 39 Jahre alten Künstler sehr mitgenommen. Nach der Scheidung der Eltern - sein Vater ist der Singer-Songwriter Loudon Wainwright III - wuchs er zusammen mit seiner Schwester Martha im kanadischen Montreal auf und hatte ein sehr enges Verhältnis zur Mutter. Mit "Out Of The Game" wollte Wainwright sich jedoch aus dieser depressiven Stimmung befreien: "Dieses Album sollte Spaß machen, und ich wollte ein paar Freunde dabeihaben. Diese Songs handeln zwar alle von mir, aber ich habe versucht, dass sie positiver klingen." Als Gäste kamen auch seine Schwester und Sean Lennon im New Yorker Studio vorbei.

Doch es gab auch erfreuliche Ereignisse in Rufus Wainwrights Leben. In dem Song "Montauk" singt er über ein Kind, das zwei Väter hat. Der eine ist er selbst, der andere sein Lebenspartner Jörn Weisbrodt, den Wainwright in Berlin kennengelernt hat. Das Kind, um das es in "Montauk" geht, heißt Viva Katherine und ist die gemeinsame Tochter von Wainwright und Lorca Cohen, der Tochter von Leonard Cohen. "Beide leben in Kalifornien. Die nächste Zeit wird hart, weil ich fast eineinhalb Jahre auf Tournee sein und Viva und Lorca nicht sehr oft sehen werde," sagt er. In Montauk im US-Bundesstaat New York besitzt Wainwright ein Haus.

Auch Berlin, die Stadt, in der Weisbrodt als Produktionsleiter an der Oper Unter den Linden gearbeitet hat, taucht in dem Song "Perfect Man" auf. Allerdings handelt er nicht von Wainwrights Partner, sondern wurde für Neil Tennant von den Pet Shop Boys geschrieben. "Es ist schon ein älterer Song aus der Zeit, bevor ich Jörn kennengelernt habe. Damals war ich konfus und schwankte künstlerisch zwischen Oper und Pop hin und her", erzählt er. Inzwischen hat er seinen Stil gefunden. Pop und Oper sind kein Gegensatz, zumindest nicht bei Rufus Wainwright.

Rufus Wainwright Mi 28.11., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 39,85 im Vorverkauf; www.rufuswainwright.com