Mit seinem Album “Out of the Game“ inszeniert der als Paradiesvogel bekannt gewordene Popmusiker Rufus Wainwright Understatement.

Dudelsäcke also. Ganz im Ernst, kein Quatsch, keine Ironie. Der letzte Popmusiker, der sich traute, das schottische Gebläse markant in einen Song einzubauen, war Paul McCartney, 1977 mit den "Wings", beim Weihnachts-Superhit "Mull of Kintyre". Aber wer Ex-Beatle ist und auch für die nächsten 199 Leben mehr als ausgesorgt hat, kann sich eh alles erlauben. Vermisst wurde diese Klangfarbe seitdem jedenfalls nicht. Warum auch.

Eine ideale Ausgangssituation, um amüsiertes Schmunzeln zu provozieren, muss sich Rufus Wainwright bei der Arbeit an seinem neuen Album gedacht haben - und bestellte sich für die Tränchendrücker-Ballade "Candles" das Dudelsack-Fachpersonal ins Aufnahmestudio. Wainwrights Kundschaft möchte nun mal immer wieder von dem Kanadier überrascht werden.

Kann sie haben.

Das tuckige Wattebäuschchenwerfen, das der lieblichste Charakterzug seiner Bühnenshows war, hat sich erledigt, die Ludwig-Zwo-Kostüme werden gegen den dunklen Anzug ausgetauscht. Mit Ende dreißig setzt nun auch bei Wainwright das Bedürfnis nach einem entspannten Ruhepuls ein. Die Hochzeit mit seinem deutschen Freund Jörn ist fest geplant, die Tochter Viva (Mutter ist Leonard Cohens Tochter) ist ein Jahr alt. Zeit, um runterzukommen, um durchzuatmen. Zeit, um wirklich gute, wirklich altmodische Songs wie "Out of the Game" zu schreiben. Ist ja auch nichts Schlechtes dran. Dandy sein ist als Dauerzustand zu anstrengend.

"Out of the Game" (Decca/Universal), sein siebtes Album, ist voller Seelen-Polaroids in Retro-Aufmachung, bei denen man sehr genau aufs Datum schauen muss, denn sie klingen so sehr nach den guten alten 70ern, als hätte Elton John unter einem seiner Komponierflügel einen Stapel Verschollenes wieder entdeckt. Dreimal durchhören, das alles, danach gefallen einem selbst die ollen Supertramp-Platten wieder.

Knifflige Taktwechsel in "Perfect Man", Beatles-Bläser in "Jericho", eine verkünstelte Paraphrase über die Klavier-Spieldosigkeiten eines Phil Glass in "Montauk". "Respectable" schunkelt mit Country-Aroma gemächlich vor sich hin. Und sogar ein Song, durch dessen Text Kaiserin Sissi irrlichtert. So ganz konnte der Gourmet Wainwright seine Freude am Verschrobenen und leicht Gestrigen dann doch nicht ausblenden.

Für die Bodenhaftung sorgte sein neuer Produzent Mark Ronson, der dem Material geschickt die Pfauenfedern stutzte. Er ließ Wainwright aber die Freiheit, seine Texte in diesem leicht somnambulen, lässig dahingegossenen Tonfall mit der Abgeklärtheit eines ernüchterten Partygängers herauszuschwelgen. Ronson hat Amy Winehouse und Adele zu Stars aufpoliert, der Mann weiß also genau, was man tun kann. Und was man lassen muss. "Es waren die heterosexuellsten Aufnahmen, die ich je hatte", berichtete Wainwright. Das Augenzwinkern muss man sich nicht denken. Das hört man.