In dieser Woche läuft “Harry Potter und der Halbblutprinz“ an. Darin geht es wie üblich um Gut und Böse - und um die Wirrungen der Pubertät. Regisseur David Yates, der bereits den Vorgänger “Harry Potter und der Orden des Phönix“ inszenierte, taucht Folge sechs - den Auftakt zur Endrunde im Kampf gegen das Böse - in kalte, harte Farben.

Hamburg. Hätte man vermutet, wie gefährlich Schokoladenkonfekt sein kann? Harry Potters bester Freund Ron, bekanntlich verfressen wie ein Hamster, verfällt nach dem Genuss an seinem Geburtstag unerklärlichen, geradezu magischen Schwarmanfällen für seine Jahrgangskameradin Romilda Vane - obwohl Ron doch seit Wochen von Knutschfreundin Lavender Brown umschlungen wird. Klar, da wirkt ein Zaubertrank. Wäre ja auch merkwürdig, wenn in einem Internat für Magiernachwuchs der Liebe nicht mit allen Mitteln nachgeholfen würde.

Die Irrungen und Wirrungen der Pubertät sind die große Sub-Erzählung in dem neuen Filmabenteuer "Harry Potter und der Halbblutprinz", das am Donnerstag sechs Monate später als ursprünglich geplant anläuft. Regisseur David Yates, der bereits den Vorgänger "Harry Potter und der Orden des Phönix" inszenierte, taucht Folge sechs - den Auftakt zur Endrunde im Kampf gegen das Böse - in kalte, harte Farben. Der böse Lord Voldemort ist gestärkt zurückgekehrt, sammelt seine Anhänger um sich und greift mittlerweile sogar die Welt der Muggel (Nichtzauberer) an. In der grandiosen Eingangssequenz spielt etwa die Londoner Millennium Bridge eine Rolle.

Das Zauberinternat Hogwarts, für Harry lange Zeit der einzig glückliche Ort seiner Kindheit, ist definitiv kein geschützter Ort mehr: Die Zöglinge müssen von türsteherartigen Sicherheitskräften des Zaubereiministeriums bewacht werden. Wobei wir natürlich längst wissen, dass der Feind nicht müde wird, das Schloss selbst zu infiltrieren. Die äußere Situation ist gespannt, die innere Verfassung der Helden aber mindestens ebenso aufregend. Harry und seine Freunde entdecken wie die meisten Jugendlichen in diesem Alter mit sechzehn Jahren die mal komischen, mal schmerzensreichen Verstrickungen der Liebe - Hormone brauchen ja keinen Zaubertrank.

Sechzehn - tja: Für alle drei Hauptdarsteller ist die Teenagerrolle eine Gratwanderung, die man ihnen gerade noch abnimmt. "Harry" Daniel Radcliffe (wird in wenigen Tagen 20) trägt immer noch die Kinder-Kassenbrille, spielte aber im wirklichen Leben schon anspruchsvolle Theaterrollen wie auch der wunderbar schusselige "Ron" Rupert Grint (20). "Hermine" Emma Watson (19) ist mittlerweile das Werbegesicht von Chanel. Immerhin meistern sie die filmischen Teenie-Gefühls-Wechselbäder schauspielerisch überzeugend wie junge Erwachsene. Hermine entdeckt Gefühle für Ron, bei Harry muss Rons Schwester Ginny (Bonnie Wright) selbstbewusst nachhelfen. Es wird laufend errötet, gestammelt, geknutscht - "aber die Hände bleiben immer schön über der Gürtellinie", beobachtete der britische "Guardian".

Das Drama geht allerdings nicht in Romanzen unter. Harrys Vaterfigur Albus Dumbledore (Michael Gambon) bereitet den Hoffnungsträger gezielt auf die Entscheidungsschlacht mit Voldemort vor. Auf der Suche nach Voldemorts vielleicht entscheidenden Schwachpunkten reisen sie zu einer Höhle in einer sturmumtosten Felswand - als ideale Außenkulisse dafür entdeckte das Filmteam die Cliffs of Moher an der irischen Westküste. Die Höhlenszene selbst, im Studio gedreht, wirkt leider nicht ganz so gruselig wie im Buch.

Überhaupt hat sich Regisseur Yates bei der Straffung des "Halbblutprinz"-Wälzers etliche unverständliche Freiheiten genommen. Er hat die Rekonstruktion von Voldemorts Jugend stark komprimiert, Episoden weggelassen, andere hinzuerfunden. Einige Figuren fehlen ganz. Nach den Previews reagierten bereits viele Fans empört.

Dennoch: Die Verfilmung hat Tempo und eine klare psychologische Linie. Eben noch hat Harry Potter als junger Mannschaftskapitän alle Hände voll zu tun, um die Eifersüchteleien in seinem Quidditch-Team zu schlichten. Im nächsten Moment ist er schon der fast erwachsene "Auserwählte", der die Welt der aufrechten Zauberer gegen die schwarze Magie verteidigen muss. Aus dem Schüler wird ein Lehrer und ein Vorbild. Ein Übergang, der Harry wieder einmal viel Mut und strategisches Denken abverlangt; ein Lebensabschnitt, der auch wieder von einem folgenschweren Verlust überschattet wird.

Zu den unbestreitbaren Stärken der Potter-Filme gehörte immer die Besetzung. Diesmal gibt Jim Broadbent (bekannt unter anderem aus "Tintenherz" und "Bridget Jones") einen wunderbar eitlen und manipulativen Professor Slughorn, der am liebsten Prominente um sich sammelt. Helena Bonham Carter als Hexe Bellatrix steigert sich zu einer so dämonischen Furie, dass Lady Macbeth dagegen wie eine Magermilch-Trulla wirkt. Und der elfjährige Hero Fiennes Tiffin (zufällig der Neffe von Voldemort-Darsteller Ralph Fiennes) spielt den kindlichen Voldemort mit einer Mischung aus Intelligenz und kalter Berechnung, die einen wahrlich das Fürchten lehrt.

Der Film startet am kommenden Donnerstag in den deutschen Kinos.

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