Helms-Museum: Neuer Name, neues Konzept

Wo die Vitrinen erzählen können

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Annette Stiekele

Archäologisches Museum setzt auf Erlebnis - mit Themen wie Nahrung, Gewalt und Mobilität.

Hamburg. Noch wird an einigen Ecken geschraubt und geleimt. Aber bis zur offiziellen Eröffnung für den Publikumsverkehr am 15. Mai soll wirklich alles fertig sein. An diesem Tag öffnet das runderneuerte Archäologische Museum Hamburg seine Pforten. Neben einem neuen Namen, der gegenüber dem früheren - Helms-Museum - klar vermittelt, um was es geht, präsentiert sich die archäologische Dauerausstellung auch mit einem völlig neuen Konzept.

"Wir haben nicht nur die Objekte in den Vitrinen ausgewechselt", erklärte Museumsdirektor Dr. Rainer-Maria Weiss (42). Die Erfahrung habe gezeigt, dass auch bei Führungen vor allem mit Schulklassen gerne Schwerpunkte gesetzt würden. Darum hat sich das Museum für die Neugestaltung mit dem Spielehersteller Ravensburger zusammengetan. Anders als bei Museen dieser Art üblich, ist die Ausstellung künftig nicht mehr chronologisch von der Eiszeit bis zur jüngsten Neuzeit, sondern nach Themenkomplexen aufgebaut.

Die Vitrinen sind einer 1300 Quadratmeter großen archäologischen Erlebnislandschaft mit sogenannten sprechenden Vitrinen gewichen, die sich über zwei Ebenen verteilt. Die Objekte sind den sechs Bereichen "Werkstoff", "Nahrung", "Gewalt", "Tod", "Innovation" und "Mobilität" zugeordnet. Einige zusätzliche haubenförmige, organische Vitrinen enthalten zum Teil 9000 Jahre alte Fundstücke. Unter dem Begriff "Nahrung" ist eine aufgerollte Ölsardinendose mit allerlei Geräten für den Fischfang zu bestaunen. Der Bereich "Innovation" bündelt Erfindungen wie das Feuer, das in mehreren aufgetürmten Fernsehgeräten flackert. Zum Thema "Mobilität" steht neben einem Wagenrad aus dem 13. Jahrhundert eine Parkuhr. Alle sechs Themenkomplexe stehen in Wechselwirkung mit dem zentralen Thema der Nahrungsbeschaffung. Im ersten Stock sind Alltagsgegenstände wie Spielzeug, Schmuck oder Geschirr ausgestellt. Eine Welle aus Plastikschrott und ein Gebiss aus Keramikgefäßen verdeutlichen den Wandel, den Werkstoffe in ihrer Nutzung erfahren haben. Auf einem begehbaren HVV-Stadtplan sind archäologische Fundstellen mit den jeweiligen Objekten markiert.

"Wir wollen Anregungen für Fragestellungen schaffen und dabei nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart im Blick haben", so Dr. Weiss. "Die Besucher sollen sich fragen, was habe ich damit zu tun?" Den Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart ermöglichen in die Decke eingelassene gläserne Rundböden als sogenannte Fenster der Zeit.

Alles ist im neuen Museum stark auf die Zielgruppe der Kinder zugeschnitten. Sie sollen die Erlebnislandschaft begehen, die Objekte anfassen, einschalten und entdecken können. Die Museumspädagogik ist in einem "Archäologicum" untergebracht. Es umfasst eine 40 000 Euro teure nachkonstruierte Steinzeithöhle und zwei angrenzende Aktionsräume. Ganze Kindergeburtstagsgruppen können sich hier selbst an Höhlenmalereien versuchen.

Insgesamt hat der Umbau 1,8 Millionen Euro gekostet. 1,5 Millionen Euro steuerte der Museumsentwicklungsplan der Behörde für Kultur, Sport und Medien bei, die "Zeit"-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius unterstützte die Neugestaltung mit 100 000 Euro, weitere Gelder kamen von privaten Unternehmen.

Neueröffnung der Archäologischen Dauerausstellung: Fr 15.5., 10 Uhr, Vorabbesichtigung heute,18 bis 21 Uhr, Archäologisches Museum Hamburg/Helms-Museum, Harburger Rathausplatz 5, Di-So 10-17 Uhr geöffnet, Führungen So 12 Uhr; www.helmsmuseum.de