Der anerkannte Regisseur und erfahrene Operndirektor Georges Delnon aus Basel wird als Nachfolger von Simone Young gehandelt

Hamburg. Es scheint so, als habe Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) einen neuen Intendanten für die Hamburgische Staatsoper gefunden. Als Nachfolger für Simone Young könnte von der Spielzeit 2015/16 an der Regisseur und Direktor des Theaters Basel, Georges Delnon, Hamburger Opernchef werden, wie das Abendblatt aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr.

Der Schweizer Delnon, 1958 in Zürich geboren, der in Deutschland, Frankreich und beim englischen Glyndebourne-Festival inszeniert hat, studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Komposition. Angeregt von Claus Peymann und Ruth Berghaus, wandte sich Delnon bald dem Theater zu. 1985 war er Mitbegründer des "Ateliers 20", einer Gruppe für zeitgenössisches Theater und Musik in Bern.

1987 begann seine Karriere als freier Regisseur. Er inszenierte unter anderem "Carmen" und "Die Fledermaus" in Frankfurt, "La Traviata" und "Madame Butterfly" in Dortmund, "Hoffmanns Erzählungen" in Hannover, "Ubu Rex" am Teatro Colón in Buenos Aires, zudem Zeitgenössisches bei der Münchner Biennale und für das Festival d'Automne à Paris.

1996 wurde er Intendant des Stadttheaters Koblenz, das unter seiner Leitung einen beträchtlichen Aufschwung verzeichnete. 1999 wechselte Delnon als Intendant ans Staatstheater Mainz, ein Dreispartenhaus (Oper, Ballett, Theater). Auch hier feierte Delnon große Erfolge. Mit seinem Faible für alte Oper, von Barock bis Frühklassik, der Vergrößerung des Ballettensembles und jungem Autorentheater mit bekannten Nachwuchsregisseuren sowie der Förderung des Kinder- und Jugendtheaters konnte er die Zahl der Abonnenten verdoppeln. Seit 2006 ist Georges Delnon Intendant in Basel. Ebenso Manager wie Künstler verfolgt er nach eigener Aussage das Ziel, ein ambitioniertes Programm anzubieten, das auch finanzierbar sein sollte. Bis 2014 leitet er ebenfalls die Schwetzinger Festspiele.

Delnon verfolgt behutsam neue Wege. Künstlerisch interessiert ihn eine Ästhetik der Reduktion und der klaren Bilder. Unter seiner Leitung wurde das Basler Theater mehrfach als "Opernhaus des Jahres" ausgezeichnet. Georges Delnon hat einen ausgezeichneten Ruf als einflussreicher und international erfahrener Opern-Fachmann.

Mit Theaterleitern vom Theater Basel hat Hamburg schon einmal glückhafte Erfahrungen sammeln können: 1991 kam Frank Baumbauer aus Basel ans Deutsche Schauspielhaus, das er in neun Jahren zum meist beachteten deutschen Theater machte. Sollte Georges Delnon nach Hamburg kommen, wäre das ein Exodus für Basel. Von dort geht bereits Operndirektor Dietmar Schwarz an die Deutsche Oper Berlin. Schauspieldirektor Elias Perrig verlässt das Haus ebenfalls.

Im Zuge ihrer Suche nach einem Intendanten für die Hamburgische Staatsoper hatte Kultursenatorin Kisseler auch mit mehreren Intendanten norddeutscher Theater Gespräche geführt. Wer immer das Haus zukünftig leiten wird - die Frage, wie die Tariferhöhungen für die Mitarbeiter bei Oper und Ballett ausgeglichen werden können, steht unbeantwortet im Raum. Mit einem geringeren Etat werden jedoch künstlerisch hochwertige Leistungen kaum zu erreichen sein. Ballettchef John Neumeier hatte eben erst über mögliche Fehlbeträge von 2,5 Millionen Euro geklagt (das Abendblatt berichtete). Die Staatsoper ist der größte Zuwendungsempfänger der Behörde. Das Problem des Tarifausgleichs soll nach Auskunft der Hamburger Kulturbehörde auf der Aufsichtsratssitzung im Herbst wieder thematisiert werden.

Ein Generalmusikdirektor für das Haus am Dammtor muss übrigens auch noch gefunden werden.

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