Das Geld ist bewilligt, jetzt laufen die Planungen für die Sanierung der Nordhalle. Die Baumaßnahmen sollen dann im Sommer 2013 beginnen.

Hamburg. Es war ein Paukenschlag, als Finanzsenator Peter Tschentscher, noch relativ frisch im Amt, im August letzten Jahres von einen "dramatischen Investitionsstau" bei den Deichtorhallen sprach und den Sanierungsbedarf mit "mindestens zehn Millionen Euro" bezifferte. Und damit war es noch nicht einmal getan, wie einige Monate später aus einer Instandsetzungsanalyse der Hamburgischen Immobilien Management Gesellschaft (IMPF) hervorging, in der von 13 Millionen Euro die Rede ist.

"Dieses Geld steht jetzt zur Verfügung. Fünf Millionen Euro sind bereits im Haushaltsplan 2012 eingestellt, weitere acht Millionen Euro stehen nach den Haushaltsberatungen im Juni für 2013 fest zur Verfügung", sagte Kulturbehördensprecher Stefan Nowicki auf Abendblatt-Anfrage. Bevor mit dem eigentlichen Bau begonnen werden kann, muss die Bausubstanz der denkmalgeschützten Halle grundlegend untersucht, einzelne Leistungen europaweit ausgeschrieben und ein umfassender Planungsprozess durchgeführt werden. "Die Vorbereitungen laufen bereits intensiv, werden aber länger dauern als ursprünglich geplant: So werden die konkreten Baumaßnahmen voraussichtlich im Sommer 2013 starten."

+++ Problem erkannt, Problem gebannt +++

Bert Antonius Kaufmann, kaufmännischer Direktor der Deichtorhallen, bestätigte dem Abendblatt, dass die Nordhalle dann voraussichtlich für ein Jahr geschlossen bleiben wird.

Bei den Beratungen für den Doppelhaushalt 2013/14 Mitte Juni sei ihr dieser Punkt besonders wichtig gewesen, sagte Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) jetzt. Politisch hatte Kisseler in den schwierigen Verhandlungen zumindest in diesem Punkt Rückenwind, nicht nur weil ausgerechnet der SPD-Finanzsenator als Erster mit der Dringlichkeit des Vorhabens an die Öffentlichkeit getreten war, sondern auch, weil die SPD-Fraktion die Sanierung als eigenen Antrag in die Bürgerschaft eingebracht hatte.

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"Das ist eine erfreuliche Entscheidung, die allerdings auch dringend erforderlich war", sagte F.C. Gundlach, Gründungsdirektor des Hauses der Photographie, das sich in der südlichen Deichtorhalle befindet. Auch dort gibt es Sanierungsbedarf, doch die Probleme konzentrieren sich auf die größere Nordhalle. Sie gilt als eine der schönsten Ausstellungshallen für moderne Kunst in Europa und macht regelmäßig mit spektakulären Projekten Furore, wie zurzeit mit der Installation Horizon Field des britischen Künstlers Antony Gormley, weist aber schwere bauliche Mängel auf.

"Eines der Hauptprobleme ist die fehlende Klimatisierung. Das führt dazu, dass Kunstwerke hier nicht unter optimalen Bedingungen gezeigt werden können. Doch darauf legen sowohl Museen als auch Sammler verständlicherweise größten Wert, bevor sie sich zu Leihgaben bereit erklären", sagte Gundlach dem Abendblatt. In der Öffentlichkeit ist der prekäre Zustand der Nordhalle bisher wenig bekannt, zumal er bei den Ausstellungen kaum in den Blick gerät.

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Erbaut wurden die beiden großen Gebäude von der Abteilung Ingenieurwesen der Hamburger Baudeputation als Standort des neuen Großmarkts, der die Handelsplätze am Hopfenmarkt und am Meßberg ablösen sollte. Die südliche Halle, ein Zentralbau mit Kuppel und 1800 Quadratmeter Fläche, entstand 1911/12, das nördliche Gegenstück, ein gestreckter Bau mit 3800 Quadratmetern, folgte 1912/13. Es ist eine Stahlskelettkonstruktion mit großen Fensterflächen und Außenwänden, die mit Backstein ausgemauert wurde - ein großartiges Beispiel der Industriearchitektur. Nach der Verlegung des Großmarkts nach Hammerbrook standen die Hallen lange leer, bis der Mäzen Kurt A. Körber 20 Millionen Mark bereitstellte, um das Ensemble für Ausstellungszwecke umzugestalten. Das elegante Konzept für den Umbau lieferte der Architekt Joseph Paul Kleinhues. Die Eröffnung gab es am 9. November 1989, dem Tag des Berliner Mauerfalls.

Zeitzeugen erinnern sich daran, dass Fachleute an der Nordhalle schon 1989 erhebliche bauliche Mängel festgestellt hätten, die mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln nicht zu beheben gewesen seien. So verschärfte sich die Situation von Jahr zu Jahr.

In dem zu Jahresbeginn von der SPD-Fraktion eingebrachten Antrag heißt es: "Trotz kleiner punktueller Sanierungsmaßnahmen sind die Probleme dort so groß, dass sie den Ausstellungsbetrieb gefährden. Bereits 2010 ist es dort durch Tropfwasser zu Schäden an den ausgestellten Kunstwerken gekommen."