In Paris hat Götz Alsmann ein Chansonalbum auf Deutsch eingespielt. Heute präsentiert der Entertainer die Platte in Hamburg.

Laeiszhalle. Im Mai nach Paris fahren? Für Verliebte kann es eigentlich nichts Schöneres geben. Da Götz Alsmann - übrigens mit einer Standesbeamtin verheiratet und Vater eines 21-jährigen Sohnes - jedoch ein experimentierfreudiger Musiker ist, reiste er vor gut einem halben Jahr aus dienstlichen Gründen in die Stadt der Liebe. Mit dabei hatte er natürlich die Götz-Alsmann-Band, die den Multiinstrumentalisten schon mehr als zwei Jahrzehnte lang begleitet.

"In Paris" heißt das neue Werk von Alsmann und Co. Auf dem präsentieren der Tollen-Typ und seine vier Musiker 15 Lieder, fast alles französische Chansons der 30er- bis 60er-Jahre von Henri Salvador, Gilbert Becaud, Serge Gainsbourg, Charles Aznavour und Charles Trenet. Und alle auf Deutsch. Aufgenommen wurde das neue Album im Pariser Studio Ferber, einem der ältesten und traditionsreichsten Studios der Seine-Metropole. "Wir haben gedacht, wir lassen uns mal von Paris im Frühjahr inspirieren", sagt Alsmann.

Dass der Doktor der Musikwissenschaft, der einst mit einer Arbeit über unabhängige US-Schallplattenfirmen in den Jahren zwischen 1943 und 1963 promoviert hatte, vermeintlich Nostalgischem stets Neues abgewinnen kann, hat der Moderator der populären WDR-Sendung "Zimmer frei!" schon zuhauf gezeigt. Zuletzt in seinem Programm "Herrenabend": Da las der Mann aus Münster immer mal wieder aus selbst gesammelten Herrenmagazinen der 40er- und 50er-Jahre mit Namen wie "Toxi", "Neue Wiener Melange" oder "Paprika - das Magazin für Optimisten", die Band und er lieferten dazu die passende Musik jener Zeit. Jazz gemischt mit Schlager, betrachtet mit der ihm eigenen Ironie - all das macht Alsmann, als Brillenträger und Krawattenmann des Jahres sowie Grimme- und Echo-Preisträger ausgezeichnet, noch immer zu Deutschlands größtem Entertainer fürs kleine Format.

Gibt er bei den zuweilen infantilen Spielchen mit den prominenten Wohnungssuchenden in "Zimmer frei!", zu dessen 15. Jubiläum am 9. Dezember eine Fünfer-DVD-Box erscheint, den anarchischen Tele-Clown, zeigt er auf der Bühne mit exakt sitzendem Einstecktuch im Jackett öfter den Gentleman und wirft Kusshände ins Publikum. Mit seiner versierten Band ist er derart eingespielt, dass er sich das erlauben kann: Markus Paßlick (Percussion) und Rudi Marhold am Schlagzeug geben den Rhythmus vor, Michael Ottomar Müller zupft den Bass, und Altfrid Maria Sicking ist an Vibrafon, Xylofon und Trompete fast so ein Multiinstrumentalist wie der Meister selbst: Außer dem Klavier entlockt Alsmann noch Banjo, Mandoline und Ukulele ungewöhnliche Töne. Und zwar derart unkonventionell, dass er als erster deutscher Künstler vergessene Hits der 40er- bis 60er-Jahre auf "Blue Note" veröffentlichen konnte.

Aber jetzt von Mambo zu Musette? "In Paris" ist Alsmanns drittes Studioalbum auf dem legendären Label. Der König des deutschen Jazz-Schlagers kann spielend von Vierviertel- zu Dreivierteltakt springen, er findet mit seinen Arrangements die Mischung zwischen dem typisch exotischen Alsmann-Swing und dem Jazzhaften der französischen Chansons, ergänzt von einigen deutschen Fundstücken. Und Charles Trenets "La Mer", 1943 vom Chansonnier in nur 20 Minuten auf einer Zugfahrt von Narbonne nach Perpignan geschrieben, sollte als "Das Meer" beim heutigen Konzert in der Laeiszhalle mindestens so gut nach Hamburg passen wie das Original nach Paris. Zugaben wie "Bonsoir, Bonsoir" auf der Ukulele hat Alsmann ja schon früher gegeben. Klingt auch besser als "Guten Abend, Alsmann" ...

"Paris" heute 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 20,80 bis 42,70 im Vvk. und an der Abendkasse