Im Ohnsorg-Theater wird die klassische Kriminalkomödie “Ladykillers“ durchaus passabel gespielt, ist aber doch arm an Überraschungen.

Hamburg. Mit Filmklassikern ist es wie mit guten alten Freunden. Das Herz öffnet sich, wenn man sie wieder sieht, ein nostalgisch warmes Gefühl stellt sich ein. Der britische Filmklassiker "Ladykillers" ist so ein lieb gewonnener Freund. Anno 1955 verfilmte Alexander Mackendrick den Stoff von William Rose mit herrlich schwarzem, britischem Humor. Eine Steilvorlage, was grotesk überzeichnete Ironie und komödiantische Möglichkeiten für Schauspieler betrifft.

Die Gangsterballade ist inzwischen gut abgehangen. Dennoch setzt Regisseur Frank Grupe für seine "Ladykillers"-Premiere im Ohnsorg-Theater ganz auf den altmodischen Charme des Stoffes. Die plattdeutsche Textfassung von Ulrike Stern und Rolf Petersen transportiert das Geschehen in ein Hamburger Kapitänshaus. Hier sucht Witwe Margarete Willekow (Uta Stammer) nach einem Untermieter für die Dachkammer ihres verbauten Häuschens am Bahndamm (Bühne: Katrin Reimers) und findet ihn in dem zwielichtigen Professor Markus (Nils Owe Krack). Der nutzt die Absteige für konspirative Treffen mit vier als Hobbymusikern getarnten Gangstern, nicht ahnend, dass die resolute Witwe mit Polizeiwachtmeister Thomas (Markus Gillich) einen durchaus freundschaftlichen Austausch pflegt.

Selten eine so harmlose Gangstertruppe gesehen, die simulierend das unvermeidliche Menuett von Boccherini vom Grammofon dudeln lässt. Der blondierte Krack markiert als Professor Markus einen schleimigen Dandy, doch jede Aasigkeit geht ihm ab. Auch Doktor Spieß (Wolfgang Sommer) wirkt wie ein gemütlicher Onkel von nebenan und der daueressende Herr Korts (Till Huster) erliegt bald dem Charme der Witwe und ihres überspannten Damenkränzchens. Einzig Robert Eder gibt als Herr Lendken einen überzeugenden Fiesling ab. Vom Spitzenkragen bis zum Teeservice fühlt sich der Zuschauer in gute alte Zeiten versetzt. Allerdings ohne einen Hauch von Ironie.

Die nervtötenden Auftritte von Ursula Hinrichs und Meike Meiners als Witwenfreundinnen sollen die Krimihandlung auflockern, was leider nur mäßig gelingt. Die Pointen bleiben im gemächlich deklamierten Ton und Tempo meist im geschlossenen Geigenkasten. Einzig Uta Stammer trifft eine glaubhaft hanseatische Note. Ein willkommener Seitenhieb auf die ob des Raubes durcheinandergeratene "hohe Finanzwelt" ist da zu dünn. Und so sorgt die Szene mit dem schreckhaft von der Stange kippenden Papagei für die meisten Lacher. Mancher Premierenbesucher entscheidet sich da für den Komfort des neuen Theatergestühls als kontroverses Pausenthema.

Ladykillers bis 18.11., Ohnsorg-Theater, Heidi-Kabel-Platz 1/Bieberhaus; www.ohnsorg-theater.de