17 500 Besucher pendelten zwischen 40 Hamburger Bühnen

Hamburg. Dunkel war's, der Mond schien helle und die, die es richtig machten, ließen sich einfach treiben. Die achte spätsommerliche Hamburger Theaternacht war, wie zu erwarten, eine auf besondere Art und Weise wirkende Reizüberflutung. Denn die unzähligen Eindrücke wurden nicht als Überforderung, sondern eher als kaleidoskopisches Feld der Möglichkeiten empfunden. "Das Ohnsorg und Schauspielhaus sind voll? Na, dann lass uns doch mal zum Alsterdampfer, den hatten wir auch noch gar nicht."

Gesagt, getan, der Trupp der sieben Kulturbegeisterten aus Pinneberg, der neben dem neuen Heidi-Kabel-Denkmal übers Wohin diskutierte, machte sich auf den Weg ans Wasser. Dass einige ihren penibel ausgefeilten Zeitplan früher oder später doch über Bord warfen, weil er einfach nicht funktionierte, war gar nicht schlimm.

Eine stetig subtile Gelassenheit ging von diesem Theatervolk aus, das weder in überfüllten Bussen noch in Warteschlangen seine Begeisterung verlor. Es gab ja auch viel zu bereden. "Was? Wie, da stand ein Pferd vor Kampnagel? Ein echtes?" Jawohl, die Schimmelstute war in der Tat lebendig und ließ sich brav streicheln und bewundern. Warum sie da mit ihrem Besitzer stand, wusste niemand genau. Und so freute man sich umso mehr über diesen skurrilen Anblick, den man - nach einem Glas Wein mehr als anfangs geplant - einen Moment länger genoss, bis die nächste Etappe begann.

Die Reeperbahn präsentierte sich mittlerweile in proppevoller Partyvolkpracht. Dort hätte man allerdings (wenigstens in dieser besonderen Nacht) gut und gern auf so einiges verzichten können: auf die mehrere Oktaven zu hoch grölenden Minirock-Trägerinnen in ihren dramatisch wackelnden Highheels und die mehr oder minder primitiven Junggesellenabschiede.

Trotzdem ging das Konzept in den Kiez-Theatern bestens auf. Die Vielfalt dort machte neugierig auf mehr. Man wollte sehen, staunen und eben nicht alles verstehen und gleich bewerten können. "Einfach mal überall reinschnuppern, in Proben und Stücke oder in ein Konzert. Das macht die Theaternacht aus", fand eine Besucherin vor den Fliegenden Bauten. "Was hängen bleibt, guckt man sich dann ganz an."

So ging es auch in diesem Jahr nicht um eine intensive Auseinandersetzung mit Theater, die einen unter Druck setzen kann, sobald entschieden werden muss, ob und warum ein Stück gefallen hat oder nicht. Die Chance, ein Geschehen auf der Bühne als eines von vielen auf sich wirken zu lassen, bestimmte die Leichtigkeit des flächendeckenden Kultur-Events, das im Theaterzelt an der Glacischaussee ausklang.