Stadtentwicklungsbehörde glaubt nicht an die Nachhaltigkeit des Traditionskinos Savoy und will daher nicht 350.000 Euro jährlich zahlen.

Hamburg. Das Savoy-Kino am Steindamm muss wohl schließen. Das Bezirksamt will die 350.000 Euro jährlich nicht zahlen, die eine Weiterführung des Spielbetriebs gekostet hätte. Bis zum 30. Oktober bleibt es noch die Ausweichspielstätte für das Metropolis-Kino, das zurzeit im Metropolis-Haus in alter Form neu entsteht. Danach werden im Foyer wohl Geschäfte einziehen.

"Wir sind überrascht und enttäuscht", sagte Kino-Chef Martin Aust. Vor der Sommerpause hatte das Bezirksamt noch signalisiert, dass man an der Fortführung des Kinobetriebs in St. Georg interessiert sei. Verträge wurden aber noch nicht unterschrieben. Nun kam das Signal, dass die Million (die Laufzeit hätte drei Jahre betragen sollen) doch nicht investiert wird.

"Ich hätte das Kino gern erhalten", sagt Bezirksamtsleiter Markus Schreiber. "Es wäre für den Steindamm sicherlich positiver als noch ein Handyladen oder noch eine Drogerie." Die Stadtentwicklungsbehörde als Geldgeber sei aber von der Nachhaltigkeit des Konzepts nicht überzeugt gewesen.

Das Metropolis-Kino war vor drei Jahren an den Steindamm gezogen, weil die Räumlichkeiten in der Dammtorstraße geräumt werden mussten für das Metropolis-Haus, einen neuen Komplex mit Geschäften, Büros und Wohnungen. Etwas skeptisch sei man an den neuen Standort gezogen, sagte Aust. Aber dann habe ihn der Zusammenhalt in dem lebendigen und kontrastreichen Stadtteil überzeugt. Das Savoy bietet ein Foyer und einen großzügig gestalteten Kinosaal, der das Publikum überzeugte.

Unter dem Motto "Ahoj Savoy" hatte sich eine Bürgerinitiative für den Erhalt des Kinos eingesetzt. Prominente wie Peggy Parnass, Fatih Akin, Monika Treut und Rolf Becker hatten Texte für ein Büchlein geschrieben, das daraus hervorgegangen ist. Noch im April waren zahlreiche Bürger für den Erhalt des Kinos auf die Straße gegangen. Und sie schienen Erfolg zu haben; denn kurz danach erhielt Aust die Nachricht, er solle mit seinen Planungen für zwei Spielstätten beginnen. Jetzt kam die Kehrtwende. "Ich glaube, das wird nichts mehr", sagt Aust resigniert.

Das Savoy kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Eröffnet wurde es 1957 als Großkino mit 957 Plätzen und einer technischen Besonderheit: Weil das 70-Millimeter-Breitwand-Vorführsystem Todd-AO eingebaut wurde, galt es damals als das "modernste Filmtheater Europas". 1980 baute Schachtelkino-König Heinz Riech das Savoy in fünf Einzelsäle um. 1998 schloss das Savoy. Kurz danach wurde es wieder eröffnet, um türkische und indische Filme in der Originalfassung zu zeigen. Der neue Inhaber S. S. Ahuja machte 2003 aus dem Foyer einen orientalischen Schnäppchenmarkt, der Kinosaal diente als Warenlager. Aus diesem Dornröschenschlaf wurde das Savoy erst durch das Metropolis wiedererweckt. Ab 1. September nimmt das Kino seinen Betrieb wieder auf, am 30. Oktober ist endgültig Schluss.