Auf ProSieben startet heute “V - Die Besucher“ , das Remake einer Science-Fiction-Serie über Außerirdische, die es auf die Erde abgesehen haben

Hamburg. Wenn zwei Mütter sich wegen ihrer Kinder in die Haare bekommen, kann es für das Umfeld schnell anstrengend werden. Das war schon in der "Alien"-Saga so, als das schleimtropfende Weltraummonster zumindest kurzfristig von seiner Verfolgerin Ripley abließ, um danach umso deutlicher seine fragwürdigen Wesenszüge auszuleben. Auch in "V - Die Besucher" krachen weibliche Beschützerinstinkte frontal aufeinander, mit aller Macht und vielen dekorativen Special Effects.

Um die Wartezeit auf die Fortsetzung der Paralleluniversen bespielenden Serie "Fringe" zu verschönern, will ProSieben mit diesem Serien-Einkauf sein Publikum für den Montagabend mit spannender Qualitätsware wieder an sich binden. Und um die Neugierde anzuheizen, gibt es zur Begrüßung heute ab 20.15 Uhr gleich drei Folgen der ersten Staffel hintereinander. Die Idee ist, wie so oft bei soliden Science-Fiction-Plots, nicht neu; in diesem Fall ist sie sogar aufgewärmt (das Original war eine TV-Serie aus den frühen 80ern) und schnittig auf die Nach-9/11-Gegenwart aktualisiert. Der Feind, so die Moral bei dieser Geschichte, sieht eigentlich so aus wie wir. Nur eindeutig besser. Er benimmt sich allerdings in entscheidenden Situationen ganz anders.

An einem scheinbar ganz normalen Dienstagmorgen rumpelt es mächtig in den USA und anderswo. Tassen wackeln, Bücherregale brechen zusammen, ein Kampfjet kracht ausgeknipst und schachmatt in eine New Yorker Straßenschlucht. Der Grund: 29 riesige Ufos verdunkeln den Himmel über Metropolen in aller Welt. Panik bricht aus. Doch das oberste Alien, das sich dann zu Wort meldet, fällt nicht in die Kategorie vielbeinig, eierköpfig und unbeirrbar schlecht gelaunt - es ist eine wirklich überirdisch schöne Frau namens Anna.

Aus Angst vor dem Ende der Welt wird Begeisterung, denn die aparten Fremden haben jede Menge schöne Gastgeschenke im Frachtraum. Alles ganz harmlos, säuselt Anna zuckersüß in die Reportermikros vor dem Uno-Hauptquartier, man sei nur kurz vorbeigekommen, um irdische Mineralien gegen uneigennützige Technologie-Nachhilfestunden einzutauschen.

Spätestens hier wird der Genre-Kenner, der seit E. T. und Yoda keinen gutmütigen Außerirdischen erlebt hat, natürlich misstrauisch. Zu Recht, wie sich herausstellt, denn in den Model-Hüllen von Anna und ihresgleichen stecken böse Echsenwesen, die nicht bloß Handelsbeziehungen wollen, sondern Weltherrschaft und Unterjochung anstreben. Unvergessen die Szene im 80er-Jahre-Serien-Vorbild, als die damalige Alien-Chefin, die später als Annas Mutter wieder zum Vorschein kommen wird, einen unschuldigen Erd-Hamster als Zwischenmahlzeit verspeiste. Der schlechte Charakter liegt also eindeutig in den Familiengenen.

Annas Hauptgegnerin ist die wackere FBI-Agentin Erica Evans (gespielt von der "Lost"-Blondine Elizabeth Mitchell), deren Teenager-Sohn sich prompt und gegen Mutters Willen in die Tochter von Anna verliebt, weil das Alien-Prinzesschen genauso aussieht, wie Teenager sich Blondinen vorstellen. Und schon ist der Krach zwischen den Müttern in vollem Gange, der die Geschichte auf Touren hält.

In der 1983er-Version wurde noch das Menetekel einer vom Faschismus faszinierten Gesellschaft an die Wand gemalt, davon ist hier kaum mehr übrig geblieben als die ganz leicht hitlerjugendlichen Milchstraßen-Pfadfinder-Organisation, mit der die "Besucher" leichtgläubige US-Teenager ködern.

Wie in Roland Emmerichs "Independence Day" oder jüngst in Steven Spielbergs TV-Serie "Falling Skies" formiert sich menschlicher Widerstand gegen die scheinbar übermächtigen Eindringlinge aus dem All; wie im düsteren Remake von "Kampfstern Galactica" herrscht große Verwirrung über die Frontlinien. Jeder ist verdächtig, jeder könnte insgeheim doch einer von den anderen, den Bösen sein. Das ist das reizvoll Beunruhigende an dieser Vorstellung. Schon in den Kalte-Kriegs-Jahren der 1950er, als jeder Hollywood-Außerirdische eigentlich ein verkleideter Kommunist war, hat dieser Drehbuch-Dreh funktioniert. Warum also ein Erfolgsrezept ändern.

V - Die Besucher heute ProSieben, 20.15 Uhr