Das Kolektif Istanbul und DJane Ipek machen Party im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals unter dem Motto: “BerlinIstan“.

Spielbudenplatz. Hamburg und seine Verbindung zur türkischen Musik? Da fällt einem zunächst der Hamburger Regie-Genius Fatih Akin ein. Er hat der türkischen Musikszene schon 2005 mit seinem ersten abendfüllenden Dokumentarfilm "Crossing The Bridge - The Sound of Istanbul" ein Stück weit den Weg nach Deutschland geebnet. Die musikalische Vielfalt der türkischen 13-Millionen-Metropole zeigt der Altonaer Akin, der immer mal wieder in Hamburger Szene-Kneipen als DJ Superdjango Platten auflegt, im Film mit dem Berliner Bassisten Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten) als Entdecker.

Mario Rispo, Mitbegründer des Hamburger Schmidt-Theaters, hat der türkischen Musik in den vergangenen beiden Jahren gleich zwei Programme gewidmet: "Mein Istanbul - Lieder der Sehnsucht" und "Yoldayiz - Auf dem Weg". Für Lieder von klassischer Salonmusik bis zur modernen Ballade hat der Grenzgänger aus Osdorfer Born türkischen Gesang studiert, für seine Beiträge zur musikalischen Integration wurden Rispo und seine türkische Band nicht nur in Hamburg gefeiert.

"Merhaba Türkiye!" (Hallo Türkei) heißt es an diesem Sonnabend auch draußen vor dem Schmidt-Theater: Bekanntlich hat das Schleswig-Holstein Musik Festival, längst nicht mehr auf klassische Musik beschränkt, in diesem Jahr den Länderschwerpunkt Türkei. Und auf der Suche nach neuen, ungewöhnlichen Orten macht es auf dem Spielbudenplatz Station "BerlinIstan" ist das Motto des Gratis-Konzerts mit DJ-Unterstützung.

Das Kolektif Istanbul ist die zurzeit populärste Band der pulsierenden Metropole, sein Sound wie geschaffen für Open-Air-Konzerte. Mit ihrer Melange aus Funk, Jazz und türkischer Folklore rockt die Gruppe das Publikum, bevor es überhaupt daran denken könnte, sich auf dem Asphalt oder Bänken niederzulassen. Das Kolektif Istanbul steht aber nicht nur für Tanz- und Partymusik. Seine Lieder sind auch eine Synthese der traditionellen Musikkultur Anatoliens und des westeuropäisch geprägten Istanbul. Besonders kommt das zum Ausdruck, wenn die Trompete spielende Asli Dogan mit warmer Stimme singt. Ihre Band-Kollegen spielen außer Bass und Schlagzeug noch Saxofon, Klarinette und Dudelsack.

Umso spannungsreicher, dass das Kolektif Istanbul auf St. Pauli von Ipek Ipekcioglu unterstützt wird. Die Deutsch-Türkin ist eine der angesagtesten DJanes der Berliner Klubszene. Die international schon mehrfach ausgezeichnete Künstlerin versteht es, die Zuhörer zu überraschen. "Ich verspreche, den Spielbudenplatz in einen Schmelztiegel der Kulturen zu verwandeln", sagt Ipek Ipekcioglu. Auf den Open-Air-Auftritt freut sie sich.

Die DJane, die 2006 das im In- und Ausland beachtete Album "Beyond Istanbul" herausbrachte, gilt mit ihrer Musik als stilbildend. Sie ist ein Mix aus Techno und Bauchtanzrhythmen, orientalischen, türkischen, kurdischen und weiteren Weltmusikelementen - quasi Berliner Ethno-House. Ihre monatliche Sendung "Eklektik BerlinIstan" auf Radio multicult2.0 stand auch Pate für das wohl ungewöhnlichste Konzert im Rahmen des diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festival. Wenn das Wetter - wie vorhergesagt - mitspielt, kann es eine außergewöhnlich schöne Audio-Reise werden, von Orient zu Okzident und wieder zurück.

Die Akzeptanz für, vor allem aber die Neugier auf Künstler und Werke der Weltmusikszene Istanbuls ist in Hamburg ohnehin schon groß. Fatih Akin und Mario Rispo sei Dank.

BerlinIstan Kolektif Istanbul und DJ Ipek Ipekcioglu Sa 16.7., 20.00, Spielbudenplatz (U St. Pauli/S Reeperbahn), Spielbudenpl., Eintr. frei; www.shmf