Das Hurricane-Festival vom 17. bis 19.6. in Scheeßel ist auch in diesem Jahr ein Ort für Entdeckungen und für das Abfeiern von bewährten Größen.

Vor einigen Jahren konkurrierten die großen deutschen Festivals darum, wer die größten Headliner auf seinem Plakat drucken konnte. Schwindelerregend hohe Gagen wurden bei diesem Überbietungswettbewerb zur Freude von Künstlern und Managern gezahlt, doch die mit Schlafsack, Zelt und Sixpacks bepackten Musikfans strömten zu Zehntausenden in die ländlichen Festivalorte, auch wenn nicht Metallica, Rammstein oder AC/DC in großen Lettern angekündigt waren. Es ist eine junge Generation von Festivalbesuchern nachgewachsen, die vor allem an einem breiten Programm interessiert ist und nicht nur an einer Band, von der sie jede CD im Schrank stehen hat. Beim Hurricane-Festival in Scheeßel ist seit zwei oder drei Jahren auffallend, wie viel Teenager-Mädchen in die Kleinstadt zwischen Hamburg und Bremen kommen. Ganze Mädchencliquen ziehen mit den Programmheftchen in der Hand über das Gelände und arbeiten minutiös zusammengestellte Auftrittspläne ab.

Auch in diesem Jahr wird es wieder zu Kollisionen kommen , wenn zum Beispiel am Sonntag die Eels und die Arctic Monkeys zur selben Zeit auf unterschiedlichen Bühnen spielen. Aber bei inzwischen vier Bühnen sind Überschneidungen unvermeidlich und fordern eine intensive Beschäftigung mit dem Programm. Mit Dave Grohls Foo Fighters gehört ein echter Headliner zum Lineup des Hurricane, doch für die Fans ist mindestens ebenso entscheidend, wer noch so auf den zwei großen und den beiden Zeltbühnen auftreten wird. Für viele Besucher ist das Hurricane wie eine Entdeckungsreise durch die Klubszene der großen Metropolen, denn hier spielt an einem Wochenende eine Reihe von Kapellen, die auf dem Sprung zu einer großen Karriere sind. Da ist zum Beispiel Friendly Fires, ein englisches Trio, das gerade im Molotow eine mitreißende Show abgeliefert hat. Oder die britischen Vaccines, die frühen Rock 'n' Roll mit Punk vermischen. Oder die kalifornische Post-Rock-Mädchenband Warpaint, die noch als Geheimtipp gehandelt wird. Das Lineup enthält wie jedes Jahr auch einige alte Bekannte, die schon früher auf dem Hurricane gespielt haben, was allerdings angesichts der 15. Auflage in diesem Jahr nicht überraschend ist. Die Hives, die Chemical Brothers, Gogol Bordello, die Wombats und die Kaiser Chiefs sind Beispiele dafür, jede der Gruppen steht für Livequalität.

Besonders gespannt darf man in diesem Jahr auf Arcade Fire sein. Die kanadischen Indierocker haben im vergangenen Jahr mit "The Suburbs" eine der herausragenden Platten des Jahres veröffentlicht und sind damit zum ersten Mal in Norddeutschland zu erleben. Auch Conor Obersts Band Bright Eyes tauchte im Frühjahr mit einem neuen Album auf, die reformierten Suede sind ebenso am Start wie die Trip-Hop-Band Portishead, die an einem neuen Album arbeitet. Sehr großer Beliebtheit erfreute sich bereits 2010 die zweite Zeltbühne, in der vor allem Elektrobands auftreten wie Digitalism und Frittenbude.

Noch ein weiterer alter Bekannter hat sich für dieses Jahr angesagt, auf den jeder verzichten kann: der Regen. Die Wetteraussichten für das Wochenende prognostizieren eine Menge Schauer. Gummistiefel sollten in jedem Fall zur Ausrüstung dazugehören.

Hurricane-Festival Fr-So 17.-19.6., Eichenring Scheeßel, Karten 128,25; Internet: www.hurricane.de