Scheeßel. Jan ist müde und hat Rückenschmerzen. Schuld daran ist die zu dünne Isomatte, die der 21-jährige mit zum Hurricane-Festival nach Scheeßel genommen hat. Für andere Besucher wäre das nur ein kleines Ärgernis, die haben aber auch nicht zwei Tage Schwerstarbeit auf ihrem Programmzettel. Denn Jan Riebold hat - ausgelobt vom Hamburger Abendblatt und Jack Daniel's - eine Stelle als Roadie gewonnen, schleppt ein Wochenende lang Instrumente, Gerätschaften und vieles andere, was aus einer leeren Bühne ein Konzerterlebnis macht, durch die Gegend.

Die erste Großtat des Studenten, der sich für Muskelkater und verschwitzte Klamotten auch noch bedanken darf, endet in einer blitzsauberen Bühne. Statt teurer Instrumente wird Jan erst mal nur ein Besen anvertraut. Das hat er sich zwar anders vorgestellt, aber notwendig ist die Kehrerei trotzdem: Auf und hinter der Bühne rollen die Roadies Zigtausende von Euros durch die Gegend. Und wenn sich da eine Schraube in den Rollen verhakt, steht man nicht mehr vor der Gitarrensammlung seines Lieblingsstars, sondern vor einem 250-teiligen Gitarrenpuzzle. Dem Bandleader tritt man in so einem Fall eher ungern unter die Augen.

Beim Bühnefegen bleibt es aber nicht, Jans Stimmung scheint mit jeder monströs schweren Kiste und jedem Gitarrenkoffer zu steigen. Das verwundert besonders die Leute um ihn herum, die für die gleiche Arbeit bezahlt werden. Doch wer nicht entlohnt werden kann, soll zumindest belohnt werden. Über den Massen thronend geht der erste Tag zu Ende, "Massive Attack" verfolgt Jan vom Technik-Turm aus. Die Rückenschmerzen sind vergessen.

Am Sonntag ist er zwar "fix und foxi", tritt aber trotzdem wieder den Weg hinter die Bühne an - schnurstracks zum Produktionsbüro, um sich für künftige Veranstaltungen als Roadie zu bewerben. "International Business Management" heißt sein Studiengang, Rock 'n' Roll sein Nebenjob.