James Last wurde für seinen “Happy Sound“ mit Gold und Platin belohnt. Für seine Fans ist er der “Party-Last“, mit 81 Jahren gibt er immer noch alles. Am heutigen Sonnabend tritt er in Hamburg auf

Hamburg. "Und, hat er wieder so genuschelt?", fragt ein Freund, der sich schon lange mit James Last und seiner Musikkarriere beschäftigt. Ja, hat er. Aber ein Mensch, der ansonsten so klar aufgestellt ist und im Gespräch so im Reinen mit sich zu sein scheint, der darf sich einen leicht verwaschenen Duktus als kleine Schwäche erlauben.

Zu Hause ist der gebürtige Bremer mittlerweile in Palm Beach und Hamburg-Poppenbüttel. Doch mit 81 Jahren geht der Erfinder des "Happy Sounds", dieser beschwingt-lässigen Orchestermusik, jetzt noch einmal auf Tour. Von sich selbst redet der Inhaber von mehr als 200 goldenen Schallplatten als "der Alte". Dabei ist er irgendwie jung geblieben und macht bei seinen Arrangements auch vor "der Gaga" nicht halt.

Hamburger Abendblatt:

Sie hatten schon immer diese lässige Handbewegung, wenn Sie ein Orchester leiten. Hatten Sie jemals Ambitionen, wie ein klassischer Dirigent zu agieren?

James Last:

Das sollte meine Laufbahn werden. Meine Eltern wollten, dass ich mit 28 Jahren ein Sinfonieorchester leite oder an der Oper dirigiere. Das geht auch (macht ausladende Bewegungen mit den Armen) . Aber dann würden sich alle totlachen.

Ihre Musiker verstehen also jede noch so kleine Bewegung von Ihnen?

Last:

Aber ja, da muss ich nur einmal so machen (hebt den Finger leicht) oder gucken (zieht die Augenbrauen hoch) . Ich sage nie was, aber das reicht.

Und mit 81 Jahren auf Tour zu gehen, da hat es dann noch mal in den Fingern gejuckt?

Last:

Ich fühle mich gut. Und ich möchte immer das Neueste mitmachen, soweit das für ein Orchester spielbar ist. Wir spielen Titel ein von der Gaga und von Eminem, um klarzumachen: Der alte Dackel ist noch für die junge Musik da. Ich kann ja nicht nur die alten Klamotten spielen, "Lady Be Good" und so.

Auch in Sachen Technik waren Sie oft am Puls der Zeit und haben zum Beispiel neue Aufnahmeverfahren entwickelt. Komponieren Sie mittlerweile am Computer?

Last:

Ja, das ist 'ne tolle Sache. Ich habe jeden Tag meine eigenen Konzerte, an denen ich fummele. Für die Tournee ist das sehr gut. Alles, was ich spielen möchte, nehme ich auf und kann jedem Musiker vier bis sechs Wochen vorher eine CD schicken, wie ich alles haben möchte.

Wie setzt sich Ihr aktuelles Orchester zusammen?

Last:

Die Band, wie sie jetzt besteht, ist ungefähr zehn Jahre alt. Als wir nach China gingen, hatten wir einen großen Wechsel. Da wollten die englischen Musiker nicht mit, weil die sich nicht vorstellen konnten, dass China sauber ist und gute Hotels hat. Als alter Herr habe ich da geheult. Aber dadurch hat sich die Band verjüngt. Der Trommler ist aus Hamburg, der Gitarrist ist Rumäne, zwei Trompeter kommen aus Amerika, einer stammt aus Australien, ein Geiger wiederum aus Russland. Viele Streicher arbeiten sonst im Sinfonieorchester und sparen sich ihre freien Tage auf.

Wie habe ich mir das vorzustellen, wenn Sie gemeinsam auf Tour sind? Das ist ja auch durchaus anstrengend. Legen Sie da immer noch so los wie früher?

Last:

Klar. Wenn man von der Bühne runterkommt, ist man aufgedreht, die Musiker sind toll drauf. Im Bus wird dann trallalat. Und im Hotel quatschen die Klassiker noch mit den Jazzern und den Rockern. Da gibt's immer Diskussionen. Toll. Und wer um vier Uhr in der Frühe noch eine Frage hat, dem gebe ich auch 'ne Antwort. Aber auch wenn wir nachts lange sitzen, ist bei mir in 30 Jahren noch nie ein Musiker zu spät gekommen am nächsten Morgen. Und wenn's um acht Uhr losgeht, ist der Alte auch der Erste im Bus.

Und Ihre Frau Christine ist auch die ganze Zeit mit dabei?

Last:

Ja. Die sagt immer: Du musst ins Bett! Die passt auf die Gesundheit auf.

Sie spielen 2011 auch in der Royal Albert Hall in London, wo Sie 1973 erstmals aufgetreten sind. Welches Gefühl verbinden Sie mit dieser Station?

Last:

Diese riesige Halle! Das ist wie eine Familie, das sind ja alles Verrückte da. Die kommen von überall her. Norweger, Engländer, Deutsche, die bringen alle ihre Fahnen mit. Total bunt! Schon zum Soundcheck ist der Saal halb voll. Das war früher überhaupt nicht erlaubt. Aber wir haben gesagt: Lasst doch die Leute rein, die können doch nicht draußen im Regen stehen.

Es gibt die schöne Songzeile von John Miles "Music is my first love and it will be my last". Hatten Sie als Kind ein Erlebnis, nach dem Sie gesagt haben: Musik ist das, was ich mein Leben lang machen möchte?

Last:

Nein, kann ich so nicht sagen. Meine beiden älteren Brüder haben schon Musik gemacht. Als der Krieg ernsthafter wurde, da hatte ich Klavierunterricht, bei einer alten strengen Dame. Als ich meine Aufgaben vorgespielt habe, stand sie am Fenster und hat dann meistens gesagt: "Das war nichts." Danach kam ich zum Glück zu einem Lehrer, der wie ein Vater war, ein Freund. Der rief nach der zweiten Stunde schon meine Eltern an und meinte: "Ihr Sohn hat Talent." Meine Brüder waren im Rüstungsbetrieb. Aber ich bin auf die Musikschule gegangen.

Damals, in den Kriegsjahren, war da die Musik auch ein Kraftspender?

Last:

Wir waren ja jung mit unseren 16 Jahren. Wir haben abends auch rumgejazzt auf unseren Jungszimmern. Das war gut, das hat geholfen.

Später, in den 60ern, lebten Sie in Hamburg-Langenhorn. Was war das für eine Atmosphäre zwischen Wirtschaftswunderzeit und Beat-Ära?

Last:

Das war ein neues Wohngebiet mit vielen jungen Leuten, die alle ziemlich partyfreudig waren. Das ging immer hin und her mit den Einladungen. Nur die richtige Musik fehlte. Wir saßen beim Essen zusammen, aber es dauerte immer recht lang, bis Stimmung aufkam.

Der Hamburger gilt ja auch gemeinhin als ein wenig steif.

Last:

Ja, genau, so steife Hamburger, zurückhaltend eben. Und da blitzte es in meinem Kopf. Ich war damals beim NDR angestellt, habe aber den Mut gefasst, etwas Eigenes zu schaffen. Die Beatles kamen gerade auf. Die beim NDR haben gesagt: Ach, diese Scheißmusik, dieser Rock 'n' Roll! Aber ich habe gedacht: Da muss was dran sein, wenn die jungen Leute so losgehen darauf. Ich habe die Titel genommen und sie zur Partymusik gemacht. Zum Tanzen und Spaßhaben. Das war der Start von "Non Stop Dancing".

Aufgrund Ihrer zahlreichen Aktivitäten hatte die Marketingabteilung Ihrer Plattenfirma Polydor verschiedene Bezeichnungen für Sie: Den "Party-Last", den "internationalen Last", den "eleganten Last" und den "volkstümlichen Last". Wie würden Sie sich selbst heute bezeichnen?

Last:

Im Hotel trage ich mich immer als Musiker ein. Ich bin kein Bandleader, bin kein Komponist, kein Dirigent. Ich bin nur Musiker.

Ihre Musik ist weltweit als "Happy Sound" bekannt. Wie definieren Sie für sich persönlich Glück?

Last:

Wenn es der eigene Beruf ist, Leute glücklich zu machen, ist das eine ganz tolle Sache. Ich bin ein sehr positiver Mensch. Wenn mir etwas nicht gefällt, fasse ich das nicht an. Und wenn Kritik entsteht, versuche ich, das zu verstehen. Es können nicht alle über einen Kamm geschert werden, das geht nicht. Wichtig ist, seinen eigenen Kreis zu erkennen. Viele wollen aus ihrem eigenen Kreis raus und noch mehr machen und noch mehr und brechen sich dabei die Knochen. In meinem kleinen Lebenskreis komme ich toll zurecht. Ich bin kein großer Held.

Auf der Bühne stehen Sie aber im Mittelpunkt.

Last:

Ja, aber die Musiker tragen die Show mit. Das Publikum muss merken: Wow, da kommt noch was rüber.

Ist das das Hauptmerkmal des "Happy Sounds", die Energie, die Sie transportieren?

Last:

Ja, das ist mein Inneres. Das gebe ich weg.

James Last: 19.3., O2 World, Tickets: 39,90 bis 79,90 über die Abendblatt-Tickethotline 30 30 98 98, 40 bis 80 Euro an der Abendkasse