Zahlreiche Kunden sind entsetzt über die Schließungspläne des Jazz- und Klassik-Plattenladens Hanse-CD. Doch es gibt Hoffnung.

Hamburg. Entsetzen und Glück liegen manchmal nah beieinander - so wie derzeit bei Hanse-CD, einem Fachgeschäft an den Großen Bleichen. "Natürlich kaufen viele Menschen schon lange und regelmäßig bei uns", sagt Hanse-CD-Geschäftsführer Manfred Schüttler, "und nach dem gestrigen Abendblatt-Bericht haben wir eine Menge Anrufe von empörten Kunden bekommen, die ihren Unmut äußerten." Unmut darüber, dass Hanse-Viertel-Betreiber ECE die Miete erhöhen will, was das Aus für das wegen seiner fachkundigen Beratung geschätzten Geschäfts für Klassik- und Jazz-CDs bedeuten würde. "Einige wollten gleich Unterschriftenaktionen starten, andere wollen sich schriftlich bei der ECE für unseren Erhalt einsetzen", sagt Schüttle. "Die Kunden haben uns so deutlich wie nur selten gesagt, wie wichtig wir für den kulturellen Wert der City sind."

Ingrid Groening, 80, Rentnerin aus Ohlsdorf und gehbehindert, wird angerufen, wenn es neue CDs gibt, die sie interessieren könnten, sie lässt sie sich dann zuschicken. "Ich bin so glücklich, dass es diesen Laden gibt. Ohne ihn bin ich aufgeschmissen. Wo bekommt man heutzutage noch so eine Beratung?", fragt sie. "Man kann unheimlich viel über die Musik und ihre Künstler erfahren, wenn man es wünscht. Ansonsten kann man auch einfach in Ruhe stöbern", sagt Lutz Kranefeld, 47, Anwalt mit Büro in den Hohen Bleichen. Seit Jahren bleibt er regelmäßig auf dem Nachhauseweg bei Hanse-CD hängen. Markus Schmidt aus Reinbek hat gleich bei seinem ersten Besuch das komplette Bach-Orgelwerk gekauft: "Solche kleinen Läden müssen erhalten bleiben, sie sind wichtig für das Profil einer Stadt. Außerdem muss ich auch nicht eine halbe Stunde in den Regalen wühlen, die Berater wissen sofort, wonach ich suche. Wenn dieser Standort nicht zu halten ist, muss es eine vernünftige Alternative geben, es wäre schade, wenn er ganz verschwinden würde."

Dass das Hanse-CD-Konzept keineswegs veraltet oder unattraktiv ist, zeigt die Tatsache, dass der Geschäftsführer schon kurz nach Ladenöffnung am Mittwoch nicht nur die Sympathie der Kunden spürte, sondern auch ernsthafte Gesprächsangebote für einen eventuellen Umzug an einen anderen Standort in der Innenstadt bekam. Und so keimt da, wo man eben noch über den finalen Ausverkauf und eine Geschäftsaufgabe nachdenken musste, doch wieder ein Funken Hoffnung.

"Noch wissen wir nicht, wie diese Gespräche ausgehen, aber wir freuen uns sehr, dass es offenbar eine tatkräftige Wertschätzung für unser Angebot und unsere Arbeit gibt", sagt Manfred Schüttler. Und er spricht mit vorsichtigem Optimismus darüber, dass die nun angebotenen Örtlichkeiten durchaus interessant sind.

Nachdem schon aus der ECE zu hören war, dass so ein Laden für eine Passage "Gold wert" sei, ohne dass man deswegen zu einem tragfähigen Kompromiss gekommen wäre, sagen jetzt auch andere Makler und Betreiber, warum sie genau dieses Konzept des inhabergeführten Geschäfts für sinnvoll und auch überlebensfähig halten. Zitiert werden möchten sie in dieser frühen Phase der Gespräche nicht, aber der Tenor ist eindeutig: "Diese inhabergeführten Einzelhändler sind etwas Besonderes und schützenswert - sie sind das Salz in der Suppe. Und sie sind das probate Mittel gegen die inzwischen immer häufiger beklagte Uniformität unserer Innenstädte."