Die junge Tänzerin Yuka Oishi wird morgen beim Operndinner in der Staatsoper mit dem Dr.-Wilhelm-Oberdörffer-Preis ausgezeichnet.

Hamburg. Yuka Oishi ist ein Wesen zwischen den Welten. Als in Osaka geborene Japanerin hat sie die uralte Tradition, den kulturellen Reichtum, das Denken ihrer Heimat verinnerlicht. Doch seit sie in Deutschland lebt, ist ihre Persönlichkeit um eine weitere Facette bereichert - sie hat gelernt, Nein zu sagen. "In Japan ist man immer höflich. Es ist undenkbar, Nein zu sagen, seine gegenteilige Meinung offen zu äußern", sagt sie. Hier aber hat sie ihren eigenen Weg gefunden: "Ich sage, was ich denke, ich bin erwachsen geworden, ich bin, was ich bin. Ich bin natürlich höflich, aber in einer egoistischen Art."

So konnte sie auch Ja sagen, als sie hörte, sie erhalte gemeinsam mit dem Sänger Wilhelm Schwinghammer den Dr.-Wilhelm-Oberdörffer-Preis, der Nachwuchskünstler der Hamburgischen Staatsoper auszeichnet und sie mit einem Scheck von 7000 Euro belohnt. Diese Preise werden, neben dem Eduard-Söring-Preis an die Geigerin Hibiki Oshima, morgen beim Operndinner in der Staatsoper überreicht.

Seit 2002 tanzt Yuka Oishi im Hamburg Ballett, seit dieser Spielzeit als Solistin. Eine junge, quirlige Frau, die gerne lacht und erklärtermaßen Quatsch liebt. Auch das ist ziemlich unjapanisch. "Ich habe schon als kleines Kind so viel Unsinn getrieben, dass meine Mutter höllisch auf mich aufpassen musste", erinnert sie sich und daran, dass sie bereits mit zwei Jahren fest entschlossen war, Tänzerin zu werden. "Ich war in einer Ballettvorstellung, ein Küken mit Pampers, und wusste, dass es das ist, was ich wollte: tanzen." Mit drei Jahren bekam sie endlich Unterricht und ist seitdem dem Ballett verfallen, seit nunmehr 23 Jahren.

Dass Yuka Oishi zu einer selbstbewussten Persönlichkeit reifen konnte, hat sicherlich mit der Hamburger Compagnie zu tun, mit dem Vertrauen, das Ballettintendant John Neumeier in seine Tänzer setzt und mit der stilistischen Vielfalt des Repertoires. Auch mit der Möglichkeit, sich kreativ auszuprobieren, Eigenes zu choreografieren.

"Ich habe keine Ahnung, wer mir das Talent zum Choreografieren in die Wiege gelegt hat", überlegt Yuka Oishi, die bereits beachtliche Zeugnisse eines nicht nur japanisch geprägten Tanzstils in eigenen Werken abgelegt hat. "Ich habe noch eine Menge anderer Ideen, die ich umsetzen, in denen ich meine Gefühle ausdrücken möchte", blickt sie in eine Zukunft, die vorerst freilich mehr vom Tanz bestimmt ist.

Die Tradition des japanischen Tanzes, der von Stille, Langsamkeit und Konzentration geprägt ist, hilft der temperamentvollen Tänzerin, zu sich selbst zu finden. Sie muss nicht meditieren, um eine innere Balance zu erreichen. Yuka Oishi hat gelernt, Energien zu bündeln und sie in ihrer Mitte zu konzentrieren. "Da kann es noch so laut um mich herum sein, ich schalte ab und bin in mich selbst versunken."

Im krassen Kontrast zu dieser Versenkung steht Yuka Oishis unbändige Lust, Charaktere darzustellen: "Ich habe überhaupt keine Scham, eine Rolle zu spielen, und sei sie noch so verrückt", sagt sie. Den Beweis tritt sie in "The Concert" an, dem hinreißenden Ballett von Jerome Robbins. Sie spielt eine "Energische Frau" mit derart drastischer Komik, dass die Zuschauer sich vor Lachen krümmen.