Er tanzte, sang, parodierte und war dabei der netteste Entertainer im deutschen Showgeschäft. Seine Sendungen sahen bis zu 38 Millionen Zuschauer.

Jetzt, da er gestorben ist, ist er plötzlich wieder präsent. Ganz so, als wäre die "Peter Alexander Show" erst am vergangenen Sonnabend über den Bildschirm geflimmert. Dabei hatte er sich schon lange aus dem Geschäft verabschiedet. Zum letzten Mal war er 1991 auf Tournee gewesen, seine letzte "eigene" Fernsehsendung wurde im Dezember 1998 im ORF ausgestrahlt, als ihn der Journalist und frühere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk (gest. 2008), der Ehemann der Peter-Alexander-Freundin und -Kollegin Dagmar Koller, für die Reihe "Lebens-Künstler" interviewte.

Noch ein allerletztes Mal war Peter Alexander dann im ZDF zu sehen, als er am 16. Juli 2006 in einer TV-Gala anlässlich seines 80. Geburtstags von seinem Wiener Zuhause aus zugeschaltet wurde. Er gab zwar nur eine Kurzversion von "Dankeschön" am Klavier zum Besten, aber seine Fans waren dennoch entzückt. Nur eine Legende darf sich solch eine Zurückhaltung leisten.

84 Jahre alt ist er schließlich geworden, der Österreicher Peter Alexander Ferdinand Maximilian Neumayer, Sänger und Parodist, Schauspieler, Entertainer und Frauenschwarm sowie nach Ansicht aller, die ihn näher oder aber auch nur entfernter kennenlernen durften, einer der nettesten Menschen, die je im deutschsprachigen Unterhaltungsgenre gewirkt haben. Und einer der erfolgreichsten, wenn nicht sogar der erfolgreichste.

Seine Fernsehshows erzielten regelmäßig Einschaltquoten, die man sonst nur von Fußball-Weltmeisterschaften kennt, seine Tourneen waren ausverkauft, seine Kinofilme wurden allesamt Kassenschlager und die Gesamtauflage seiner Singles, Langspielplatten und CDs wird nun wohl über kurz oder lang die 50-Millionen-Hürde überspringen. 45-mal landeten seine Lieder in den deutschen Top Ten, siebenmal davon auf Platz eins. Preise, Auszeichnungen und Würdigungen konnte er kaum noch zählen. Und das alles, obwohl sein Repertoire als schlichtweg harmlos und unaufgeregt bezeichnet werden darf. Übellaunig, zotig und zynisch waren stets die anderen.

"Das Fernsehen ist so brutal, ordinär und billig geworden. In wenigen Jahren sind so ziemlich alle Tabus gefallen und der gute Geschmack ist auf der Strecke geblieben", sagte er in einem Interview anlässlich seines 80. Geburtstags. "Unterhaltung kommt einfach ohne heile Welt nicht aus. Ich fühle mich von meinem Wesen her, meiner Begabung und Mentalität eben mehr zur heilen Welt hingezogen." Damals, im Mai 2006, erschien auch die von dem Autor Michael Wenk und der Peter-Alexander-Fanclub-Leiterin Barbara Löhr zusammengestellte Bildbiografie "Peter Alexander - Das tat ich alles aus Liebe"; ein optischer Beweis von der Glaubwürdigkeit eines Menschenfreundes.

Ganz gleich, ob er in Frauenfummeln ("Charleys Tante", 1963) brillierte, sich mit einem pubertierenden Holländer namens Heintje das deutsche Bildungswesen ("Hurra, die Schule brennt", 1969) vornahm oder vier Jahre zuvor als "Graf Bobby im Wilden Westen" Angst und Schrecken verbreitete: Seine Performance war stets geprägt von liebenswerter Heiterkeit, gewürzt mit "oan bisserl Weaner Schmäh" und vor allem nicht klebrig süß wie eine Linzer Nusstorte serviert, sondern luftig, leicht und locker. Also ungefähr so wie Salzburger Nockerln. Wobei seine Intimfeinde aus dem intellektuellen Feuilleton über die Jahrzehnte seines gelebten Frohsinns nicht müde wurden, Alexanders lausbubenhafte Unterhaltungskunst als gigantischen Kaiserschmarr'n zu rügen. Weil in all seinen Fernseh-Spezialitäten nur eine - wenn auch bewährte - Devise galt: "Kinder, Tiere und deutsche Stars". Laut Sendeablauf hieß das dann Wiener Sängerknaben (oder andere falsettreiche Knabenchöre), dazu "Hühner, Esel, Kamel und Elefant vom Zirkus Brumbach" ("Spiegel") sowie natürlich Anneliese Rothenberger, Heidi Kabel, Rudolf Schock, Marika Rökk, Dagmar Koller, Rex Gildo, Roy Black und all die anderen üblichen Verdächtigen aus Oper, Operette und Schlagerparade.

Spätestens in solchen Momenten der unverhohlenen Kritik trat Hilde, von ihrem Peter "Schnurrdiburr" genannt, ins Spiel. Die Liebe seines Lebens und Managerin in Personalunion, die hinter den Kulissen die Fäden zog und ob ihrer Durchsetzungsfreudigkeit gegenüber Produzenten und Konzertveranstaltern sicherlich auch berüchtigt war. "Ach was", pflegte Hilde Alexander häufig zu sagen, "beim Peter ist eben nichts kitschig. Alles, was peinlich wirken könnte, fängt er mit seiner Persönlichkeit ab."

Getroffen hatten sich die beiden erstmals 1952 im Vorzimmer einer Rundfunkproduzentin. "Womit verdient man sich hier in Wien solche Klunker?", soll der Max-Reinhardt-Schauspielschüler die verehrte gnädige Frau angesprochen haben. "Mit Ihrem G'sang'l bestimmt nicht", soll Hildegard Haagen, selbst Schauspielerin, erwidert haben. 52 Jahre lagen von da an noch vor ihnen. Goldene Hochzeiten haben im Showbiz Seltenheitswert.

Zu Beginn ihrer in jeder Hinsicht erfolgreichen Beziehung kämpften sich die beiden erst einmal durch Geldnöte. "Jeden Abend, bevor ich unsere Wohnung verließ, packte mir meine Frau ein paar belegte Brote und eine Thermosflasche mit Tee oder Kaffee ein, denn meine Gage reichte nicht aus, um mir einen Imbiss in der Theaterkantine zu leisten. So zockelte ich los, mit Aktentasche und Proviant: ein richtiger Showbusiness-Beamter", erinnerte sich Peter Alexander einmal an seine Anfänge.

Doch als er die "Beine von Dolores" besang, begann die lang anhaltende Ära seiner Omnipräsenz. Wohl kaum einem anderen Unterhaltungskünstler gelang es, so schnell zum "positiven, den Massen verständlichen, vom Volk bejahten Alleinunterhalter" (Jahrbuch des Deutschen Unternehmers, 1984) zu avancieren. Der Offenburger Verleger und Vater der "Bunten", Franz Burda, sagte während einer Tournee-Party im Hamburger Atlantic-Hotel: "Seine Beliebtheit liegt unter anderem darin begründet, dass Peter Alexander noch intakt ist und dass er so ein netter und bescheidener Mensch geblieben ist." Tatsächlich hatte es Peter Alexander nicht nötig, sich vor den Kameras zu verstellen. Er war sympathisch, er war der Musterschwiegersohn und ein Mann, von dem die Mutter träumt, verständnisvoll, häuslich und vor allem treu.

Dank "Schnurrdiburr" und dem cleveren Team, dem unter anderem Unterhaltungsprofis wie Wolfgang Rademann ("Das Traumschiff", "Schwarzwaldklinik"), der Komponist Ralph Siegel oder (der ehemalige) ZDF-Programmdirektor und Freund Joseph Viehöfer angehörten, konnte es das Zugpferd Peter Alexander sich immer leisten, nicht clever sein zu müssen. Er konnte sich immer sicher sein, dass seine Leute es schon richten und ihm die heile Welt perfekt inszenieren würden.

Nur im wahren Leben war ihm diese heile Welt nicht vergönnt. Peter Alexanders größter Wunsch war es gewesen, "wenn es Zeit ist, vor Schnurrdiburr zu gehen", wie er einmal sagte.

Doch schon am 30. März 2003 starb Hilde Alexander im Alter von 71 Jahren in einer Wiener Privatklinik an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs. Im März 2009 kam dann seine Tochter Susanne bei einem Autounfall ums Leben. Seitdem war es still um ihn geworden. Auch Sohn Michael, 47, und die beiden Enkelkinder konnten seinen Schmerz nicht lindern. Peter Alexander zog sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück, um "in Würde meinen Lebensabend zu verbringen". Dies ist ihm gelungen.