Eine umfassende Werkschau des österreichischen Künstlers Ernst Fuchs ist ab morgen in der Hamburger Fabrik der Künste zu sehen.

Hamburg. Anfang der 1950er-Jahre lebte Ernst Fuchs in Paris unter recht ärmlichen Bedingungen. Wo man damals Jackson Pollock ausstellte, da bekam einer, der figurativ und altmeisterlich arbeitete, keinen Fuß auf den Boden. "Da er so lange Haare wie ein Clochard hatte, musste er sie unter einem Käppi verstecken, sonst hätte man ihn nicht einmal in die Kaffeehäuser hineingelassen", sagt Cornelia Mensdorff-Pouilly, seine langjährige Sammlerin, Managerin und Muse, über die Kopfbedeckung, die längst zum Markenzeichen des Malers geworden ist. Mit dem Phantastischen Realismus, zu dessen Begründern Ernst Fuchs gehört, stand er quer zum künstlerischen Dogma der Abstraktion. "Aber gerade deshalb ist er ja so erfolgreich geworden", meint Mensdorff-Pouilly, deren "Phantastische Sammlung" mit Werken des inzwischen 80 Jahre alten, gern als "Malerfürst" apostrophierten Künstlers ab morgen in der Fabrik der Künste gezeigt wird.

Dort ist auf zwei Etagen eine Ausstellung mit Gemälden, Skulpturen und Grafiken zu sehen, die zwar chronologisch beginnt, sonst aber eher unter ästhetischen Gesichtspunkten konzipiert wurde. Obwohl es eine Retrospektive ist, lässt sich eine klare stilistische Entwicklung nicht erkennen. Dass Fuchs über großes Ausdrucksvermögen verfügt, zeigen Werke wie die 1946 entstandene Federzeichnung "Mädchen mit kristallklarem Blick".

Über die verschiedenen Schaffensphasen hinweg wird der Bildkosmos des Ernst Fuchs einerseits vom Fantastischen und zum anderen vom Erotischen bestimmt - kombiniert mit einem Kolorit, das sich zumindest als mutig bezeichnen lässt. Dabei bedient sich der Maler immer wieder biblischer Motive, etwa in dem 1988 entstandenen Gemälde "Judith und die Unschuld", das Cornelia Mensdorff-Pouilly folgendermaßen entschlüsselt: "Als Judith hat er mich dargestellt, beim Haupt des Holofernes handelt es sich um den Kopf meines Zahnarztes und der Amor rechts ist ein Selbstbildnis, in dem Fuchs sich als Vierjährigen gemalt hat."

Der Künstler wollte zwar zur Ausstellungseröffnung nach Hamburg kommen, musste jedoch aus gesundheitlichen Gründen absagen. "Ich bedauere das sehr, denn Cornelia Mensdorff-Pouillys Sammlung gibt einen umfassenden Einblick in mein Schaffen, das sie so genau wie kein anderer kennt", sagte Fuchs im Telefon-Interview mit dem Abendblatt. Auf die Frage, weshalb die christliche Ikonografie einen so großen Stellenwert für ihn hat, antwortete er: "Die Bibel hat mit seit meiner Jugend begleitet und inspiriert. Die Apokalypse ist für mich keine Schreckensvision, sondern ein Grund zur Hoffnung." Nach 20-jähriger Arbeit wurde 2010 in Klagenfurt eine Kapelle mit einer Darstellung der Apokalypse eingeweiht, an der Fuchs mehr als 20 Jahre gearbeitet hatte.

Fabrik der Künste, Kreuzbrook 12, 4.2.-6.3., Di-Sa 14.00-19.00, So 11.00-18.00