Bis Mitte Dezember stellt Ernst Fuchs in der Galerie Menssen aus. Bilder des 80-Jährigen kosten bis zu 500 000 Euro

Norderstedt. Er hat mit Salvador Dalí zusammengearbeitet und war mit Jean Cocteau befreundet. Er wird "Malerfürst" genannt, ist Professor der Bildenden Künste und genauso weltberühmt wie seine Bilder. Die werden mittlerweile mit einem Wert von bis zu einer halben Million Euro gehandelt. Jetzt zeigt Ernst Fuchs einige seiner Grafiken und Gemälde in Norderstedt, in der Galerie Menssen an der Ulzburger Straße 308.

Seit fast 25 Jahren leitet Jan Menssen die Galerie und pflegt von hier aus intensive Kontakte zu den Kunstzentren der Welt. Der 80-jährige Fuchs fühlt sich sichtlich wohl in der kleinen Galerie im mittelgroßen Norderstedt, obwohl er aus einer der Hauptstädte der Kunst kommt, aus Wien.

Jan Menssen lernte den Wiener Künstler vor neun Jahren kennen

"Den Jan Menssen hat der Himmel geschickt, denn so ein junger, engagierter Partner ist selten, habe ich es doch nur mit alten Leuten zu tun, und mit Sammlern, die schon gestorben sind. Ich frage mich, was machen die Erben mit meinen Bildern?", sagt Fuchs mit wunderbarer Wiener Theatralik. "Er trägt den Titel 'Malerfürst' zu Recht", sagt Jan Menssen. Er hat Fuchs 2001 kennengelernt, als er einigen Kunden Fuchs-Werke vermittelte. Dafür reiste er nach Wien in die Otto-Wagner-Villa, die Fuchs zu seinem Museum gemacht hat. Diese Villa in Wien-Hüttelsdorf rettete der Mann, der sich auch als Architekt, als Bildhauer und Essayist bewies, vor dem Abriss.

In der Galerie Menssen ist auch "Das himmlische Jerusalem" zu sehen

2004 besuchte Menssen Fuchs zu dessen 75. Geburtstag, 2005 verlegte er Fuchs' Grafiken. "Es ist viel Tiefe in seinen Werken", schwärmt Jan Menssen. 29 dieser Werke sind in der Galerie in Norderstedt zu sehen. Acht berühmte Gemälde, darunter das "Zauberflöten-Panorama", "Die Jagd nach dem goldenen Herzen" und "Der Turm des Ikarus", sind im Möbelhaus Kramer an der Kieler Straße 301 in Hamburg ausgestellt. "Das ist aber nur ein Prozent des Gesamtwerks", sagt Menssen.

Zu sehen sind Druckgrafiken, die ab 900 bis 2000 Euro gehandelt werden. Einzelblätter können bis 5000 Euro kosten. Ein Hauptwerk von Ernst Fuchs in der Galerie Menssen ist das Gemälde "Das himmlische Jerusalem", ein sphärisches Werk, an dem der Künstler mehr als vier Jahre arbeitete. Mit einem Schätzpreis von 500 000 Euro ist das opulente Werk eine satte Kapitalanlage.

Bei Menssen zeigt Ernst Fuchs auch Hauptwerke wie "Der Triumph des Einhorns", "Das himmlische Jerusalem" und "Adam Mysticus". Sie alle erzählen von einer tiefen Mystik und beinhalten Chiffre, die Fuchs als gläubigen Menschen ausweisen, als einen, der sich mit den Menschheitserzählungen tief vertraut gemacht hat. Vor allem mit den Ausformungen der Apokalypse, des Jüngsten Gerichts, des Weltuntergangs.

"Wir leben mitten im apokalyptischen Zeitalter, die Menschen fürchten sich, aber sie wollen es nicht wahrhaben", sagt Fuchs. Die Apokalypse ist das Lebensthema des 80-Jährigen: "Schon als zwölfjähriger Junge habe ich Zeichnungen zur Apokalypse gemacht."

Eine Apokalypse hat er selbst erlebt. Fuchs wurde am 13. Februar 1930 in Wien geboren. Sein Vater war Jude, seine Mutter Christin. "Ich war nach den Nürnberger Rassegesetzen der Nazis ein Halbjude", sagt Fuchs. Die Nazis machten Jagd auf das Kind Ernst Fuchs. "Doch meine Mutter hat mich durch alle Wirrnisse mit sehr viel Schlauheit und Beharrlichkeit geschleust", sagt Fuchs, und seine wachen, blitzenden und immer zu einem Flirt aufgelegten Augen leuchten dankbar. Um die Familie zu schützen, ließen sich seine Eltern scheiden, der Vater floh nach Shanghai. "Ich habe die Kristallnacht erlebt, und mir wurde klar, dass sich diese Menschen einen Spaß daraus machen, die Thorarollen zu verbrennen", sagt Fuchs empört.

1945 wurde er jüngster Student an der Wiener Kunstakademie. Doch nach dem Motto "Der Prophet gilt nichts im eigenen Land" ging Fuchs nach Paris, lernte Salvador Dalí und Jean Cocteau kennen, die ihn nachhaltig prägten, besonders Dalí. 1962 kehrte er als arrivierter Künstler nach Wien zurück, eröffnete eine Galerie und führte einen Künstler-Zirkel des Phantastischen Realismus, der noch heute seine Bildsprache ist. In diesem Stil baute er eine Kirche in der Steiermark und ein Hotel in Kärnten, entwarf Bühnenbilder, die ihn berühmt machten, darunter in den 70er-Jahren für die Hamburgische Staatsoper.

Trotz scharfer Bügelfalte, feinem Zwirn, orientalischem Hut, fantasievoll geputztem Bart und edlem Schmuck: Fuchs ist ein Arbeitstier. "In seinem Atelier steht ein Wald von Staffeleien", sagt Menssen. Fuchs arbeitet stets an mehreren Bildern gleichzeitig. "Ein Bild inspiriert das andere, eines lernt vom anderen", sagt der Maler.

Ernst Fuchs' Werke sind bis 18. Dezember in der Galerie Menssen an der Ulzburger Straße 308 in Norderstedt zu sehen. Die acht Werke im Möbelhaus Kramer an der Kieler Straße 301 in Hamburg können heute und morgen besichtigt werden.