LIVE-Kolumnist Sven Amtsberg denkt über den vergangenen Surfstatus Hamburgs nach. Schade eigentlich, dass die Stadt diesen nicht mehr hat.

Geblieben ist uns der Wind, gegangen sind die Wellen, um einmal poetisch zu beginnen. Was klingt wie die Übersetzung eines Songtextes von Donovan ist in Wahrheit die Wahrheit. Die Älteren unter uns werden sich vielleicht noch daran erinnern, als Hamburg einst das Surfparadies Nummer eins in Deutschland war, und St. Peter-Ording nicht viel mehr als ein Fischimbiss am Meer.

Einiges ist in der Zwischenzeit geschehen, und gesurft wird in der Hansestadt fast gar nicht mehr. Nur die Surfmode ist uns geblieben, die sich nach wie vor beim Hanseaten größter Beliebtheit erfreut: offene Hemden mit Motiven aus Übersee (Palmen, Papageien, nackte Hulahulamädchen, nackte Amazonen, nackte Nixen).

Es war Anfang der Fünfziger, die Häuser der Innenstadt waren noch nicht so hoch, sodass der Wind es über sie hinweg schaffte. Richtiger Seegang herrschte damals auf der Alster, Wellen so hoch wie Tiefkühlkombinationen. Aus der ganzen Welt kam man damals. Bora Bora, Honolulu, Hamburg, das war die Troika der laissez-fairen Surfspots. Unzählige Surfhostels fanden sich rund um die Alster, wo man für wenig Geld viele Freunde fand - und wenn man wollte, auch schlafen konnte. Einige schicke Hotels sind aus eben jenen Unterkünften entstanden, wenngleich heute nichts mehr auf deren lässige Vergangenheit hindeutet. Besonders beliebt bei den Surfern war die Tour von Binnen- zur Außenalster und zurück. Sie trug den Namen "The Hanseatic U". Bekannt aus dem gleichnamigen Surffilm mit dem damaligen Surfguru Schorsch Habernack, der Mitte der Siebziger unter ungeklärten Umständen verschwand.

Doch irgendwann wuchsen die Häuser. Immer weniger Wind fand den Weg zur Alster. "Die wenigen, die noch kamen, fielen von den Brettern wie Fliegen von Wänden", berichtet ein Augenzeuge in dem Buch "Surf's ab". Schade! Hätte doch auch uns eine Serie wie "Hart am Wind" mit Surfgott Hardy Krüger Jr. gut gestanden.