Karin Beier, Wunschkandidatin für die Schauspielhaus-Intendanz, liebäugelt mit Hamburg und hat bereits mit der Kulturbehörde verhandelt.

Hamburg. Nachdem die Weichen vorzeitig in ihre Richtung gestellt wurden, hat sich nun auch Karin Beier zu der Offerte geäußert, neue Intendantin des Hamburger Schauspielhauses zu werden. Sie habe bereits gute, intensive Gespräche mit der Hamburger Kulturbehörde geführt, sagte die derzeitige Chefin des Kölner Schauspiels, und fügte hinzu: "Ich will ganz sicher sein, dass es einen politischen Konsens über alle Parteiengrenzen hinweg gibt." Wenn die SPD ihre Berufung nicht wollen würde, wäre das fatal, sagte Beier.

Bürgermeisterkandidat Olaf Scholz (SPD) sagte gestern zu dieser Personalie: "Ich habe Kontakt mit dem Kultursenator aufgenommen, und wir werden die Angelegenheit im Interesse Hamburgs begleiten."

Beier will die Vorschläge der Kulturbehörde, die Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) am Mittwoch offiziell bestätigte, an diesem Wochenende erstmals prüfen. Bislang habe sie das Konzept wegen eines Todesfalls in ihrem privaten Umfeld noch nicht einmal ausgedruckt. Am nächsten Montag tagt der Aufsichtsrat des Schauspielhauses und wird auch darüber zu entscheiden haben, ob man die Postenpoker-Partie mit der Kölner Intendantin beginnt.

"Ob dann eine Unterzeichnung vor oder nach der Hamburger Wahl stattfindet, ist mir wurst", sagte die Theaterchefin dazu. "Ich möchte mir das auch nicht durch solche Gegebenheiten diktieren lassen." Sie will mit Hochdruck in die Verhandlungen eintreten und hofft, dass sie sich nicht allzu lang hinziehen. Die bislang angekündigten, nach dem Kulturgipfel im Herbst gestreckten Etat-Kürzungspläne sind für Beier "nicht akzeptabel. Wenn es unter dieses Niveau geht, ist das Ganze zum Scheitern verurteilt. Ich werde den Teufel tun, mich dem auszusetzen."

In Köln habe man auf die Bekanntmachung der Abwerbe-Absichten durch den Hamburger Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) "verschnupft" reagiert, berichtete Beier. Dass die derzeit regierende Hamburger CDU diese Personalie als eigenen Kulturtriumph verbuchen möchte, kommentierte Beier so: "Ist das ein Triumph der CDU? Ich werde auf jeden Fall dafür sorgen, dass es einen politischen Konsens gibt."

Zum Zeitpunkt ihres geplanten Amtsantritts zur Spielzeit 2013/14 sagte Beier: "Früher kann ich nicht kommen. Das wäre gegenüber der Stadt Köln moralisch nicht vertretbar." Hintergrund ist, dass in der Saison 2012/13 nicht nur das Hamburger Schauspielhaus renoviert werden soll, sondern zeitgleich auch das Kölner Schauspiel. Das aktuelle Behördenkonzept für die Übergangszeit im Schauspielhaus sieht so aus: Das derzeitige Leitungsteam - Jack Kurfess, der Geschäftsführende Intendant, und der Geschäftsführende Dramaturg Florian Vogel - soll vorerst weiterarbeiten.

Kurfess' Vertrag läuft bis zum Jahr 2012. Ob und wie es mit Kurfess weitergeht, darüber werde man Gespräche mit ihm führen, wenn die Frage der Intendanz entschieden sei, erklärte Kulturbehörden-Sprecher Stefan Nowicki. Die Spielzeit 2011/12 sei bereits weitgehend geplant. In der Umbauphase werde es darauf ankommen, inwieweit das Haus an der Kirchenallee bespielbar ist.

Auf die Frage, woran die Verhandlungen über die Leitung des größten deutschen Sprechtheaters noch scheitern könnten, entgegnete Beier: "An finanziellen Dingen beispielsweise. Oder daran, dass ich mit der Stadt Köln nicht zu einem guten Ergebnis komme. An der SPD, falls sie diese Entscheidung nicht gut findet. Oder in letzter Sekunde an meinem Bauchgefühl. Aber das Schauspielhaus ist eines der schönsten Häuser Europas. Da sagt man nicht so einfach Nein."