Die großartige Caterina Valente wird 80 Jahre alt. Sie selbst hat an Feierlichkeiten kein Interesse – wir gratulieren der Sängerin trotzdem

Doch, sie könnte immer noch singen, altersweise, nicht mehr so hippelig, weniger Malagueña Girl, mehr Malagueña Granny. Schließlich hat sie von Kindesbeinen nichts an anderes gekannt. Die Mutter ein berühmter Musikclown, der Vater Instrumentalist, die Artistenfamilie ständig am Tingeln. Heiterkeit und Fröhlichkeit sollten der Lebensinhalt von Caterina Valente werden. So hat die Italienerin mit dem deutschen Pass, die in der frühen Bundesrepublik als "Stimme des Aufschwungs" ("Der Spiegel") das Fernweh schürte und deren Starname bis heute erinnerungssatt leuchtet, sich durch Schlagerfilme gejuxt, gespielt, geträllert und getanzt, keine Fernsehshow ausgelassen, Dutzende von Platten besungen. Ihr Popocatépetl-Twist, das ganze, von der Liebe träumende Paris, der "Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini" - das hat Schlagergeschichte geschrieben und ist klingende BRD-Historie. Die Deutschen haben sie immer besonders geliebt, bis hin zu ihrer letzten Liveshow 1996 in Leipzig.

Doch inzwischen mag Caterina Valente, die heute 80 Jahre alt wird, nur noch ihre Ruhe. Auf ihrer Website hatte sie bereits im November mitgeteilt, "dass ich mich seit meinem 70. Geburtstag nicht mehr wirklich für Valente-Geburtstags- oder Jubiläumsshows begeistern kann, und das Gleiche gilt für Biografien, Dokumentarfilme, Hommagen und ähnliche Projekte".

Sie hat abgeschlossen und konnte offenbar auch loslassen. Schade ist freilich, dass sie so selbst nicht mehr die erstaunliche Renaissance und Aufwertung ihres Künstlerlebens kommentieren kann. Denn in den vergangenen zehn Jahren wurde endlich auch den Deutschen klar, dass "ihre" Valente mehr konnte als nur "Liebe, Tanz und tausend Schlager". Der burschikose, manchmal in seiner Unentspanntheit auch nervende Kinowirbelwind hatte eine grandiose Chansonkarriere in Italien, Frankreich, Japan und vor allem in den USA hingelegt.

Caterina Valente sang polyglott und tanzte salonfähig, sie spielte diverse Instrumente und hatte eine weltläufige Persönlichkeit. Nur in der spießig neiderfüllten Bundesrepublik durfte das nicht sein, wollte man keine Häutungen und Entwicklungen einer großen Künstlerin, sondern nur den knopfäugigen Schlagerknirps der 50er-Jahre. Und irgendwann war sie ein ältlicher Kobold, der raus aus seiner Haut wollte und uns Ignoranten seither mit Dauerabstinenz bestraft. Schade.

Dabei haben wir unsere Lektion gelernt. Haben zur Kenntnis genommen, mit welchen Showgrößen von Perry Como bis Michel Legrand, Harry Belafonte, Dean Martin, Danny Kaye und Bing Crosby sie auf Augenhöhe duettierte. Wir haben uns durch opulente Editionen mit allen ihren heute so retrostylish arrangierten internationalen Titeln gearbeitet, die mühelos den hier stetig so engen Showrahmen zwischen Peter Frankenfeld und Hänschen Rosenthal sprengen. Ihre Stimme konnte plötzlich rauchig erotisch sein oder bühnensprengend stahlhart, sie beherrschte Latin und Swing, machte uns als Entertainerin Ehre. Sie ist eine, wie wir seit Marlene keine mehr hatten.

Caterina Valente war immer diszipliniert. Das ist ihr deutsches Erbe. Bis sie dann doch Nein und Ade sagte. Und so kann sie heute entspannt und entrückt ihren 80. feiern. Uns bleibt nur, sie und ihre Lebensleistung zu bewundern - aus der Ferne.