Der Schauspielerin Faye Dunaway, einst das Gesicht von New Hollywood, zum 70. Geburtstag

Die Erzählungen von der Furie Faye Dunaway und ihren divenhaften Auftritten sind zahlreich. Roman Polanski berichtet von den Dreharbeiten zu "Chinatown", wie er ihr ein Haar abschnitt, das widerspenstig im Bild zu sehen war. Ein Tobsuchtsanfall war die Folge. Aber wenn man sie im Film als tief verletzte Frau sieht und hört, wie sie zu Jack Nicholson "Ich bin nie besonders lang mit jemand zusammen, Mr. Gittes" sagt, möchte man hinschmelzen und zugleich erstarren. Bei ihren besten Auftritten ist Faye Dunaway unnahbar und beschützenswert in einer Intensität, die sehr selten erreicht wird. Sie bleibt ein Rätsel, auch weil sie ihre Miene ständig verändert. Niemand changierte in den späten 60er- und 70er-Jahren derart grandios zwischen Härte und Zerbrechlichkeit. So wurde sie zur Ikone New Hollywoods. Die Göttin, die Angst hat. Und kalt sein kann.

Berühmt wurde das Mädchen aus Florida 1967 als Gangsterbraut in "Bonnie & Clyde". Sie schießt, liest Gedichte vor und ist traurig, weil ihr Liebhaber impotent ist. Dunaways Art, Baskenmütze zu tragen, kam mit dem Film wieder in Mode. Coolness und Stärke verschmolzen zum Bild der neuen Frau. In "Thomas Crown ist nicht zu fassen" tritt sie ein Jahr später unfassbar stilsicher und kalt-berechnend auf. Es ist Steve McQueen, der in der legendären Verführungsszene am Schachbrett die Figur umwirft und sich geschlagen gibt, bevor sie mit dem Satz "Lassen Sie uns ein anderes Spiel spielen" ins Bett gehen. Libertinage begleitet Dunaways Auftritte, über "Little Big Man" spottet sie selbst, sie habe "die nette kleine Rolle der Pfarrersfrau, die zur Nutte wird" gespielt. Der Höhepunkt ist die Sexszene in "Network", in der sie als Karrierefrau mit William Holden schläft und währenddessen unaufhörlich über den Sender und ihre Arbeit redet, um kurz zwischendurch "oh, oh" zu seufzen.

Mit dem Oscar 1977 hatte sie ihren beruflichen Gipfel erreicht. Das Ende von New Hollywood markiert auch Faye Dunaways Abschied von den großen, nachwirkenden Filmen. Sie hat "Star Wars" und die Blockbuster-Welle dafür verantwortlich gemacht. Doch das ist bestenfalls die halbe Wahrheit. In "Barfly" 1987 trat sie als versoffene Frau auf und fuhrwerkte hübsch mit ihren langen Beinen im Bild herum. Alkoholprobleme kannte sie zur Genüge. Das Gros ihrer Arbeit sind heute Nebenrollen, Kurzauftritte, kleine Fernsehfiguren.

Gelegentlich geistert sie mit geglättetem Gesicht durch Shows. Ihre leicht schiefen Züge, die unergründlich und reizvoll waren, sind verschwunden. Wenn man sich heute das Gesicht ansieht, das sie auf einem Foto nach der Oscar-Verleihung 1977 gemacht hat, ist zu erkennen: Dies alles hat sie damals geahnt. Es wurde nicht leichter.