Oslo. Auf dem Stuhl des Preisträgers ruhte die ihm verliehene Urkunde, im Hintergrund hing ein überlebensgroßes Porträtfoto von ihm - der chinesische Dissident Liu Xiaobo, der für seinen mutigen Einsatz für Meinungsfreiheit und Menschenrechte in China mit dem Friedensnobelpreis 2010 geehrt werden sollte, saß derweil weiter in seinem Heimatland im Gefängnis. Weder der Literaturprofessor noch seine Frau durften ausreisen, um Urkunde, Medaille und Preisgeld aus der Hand von Thorbjörn Jaglund (Foto), dem Vorsitzenden des Nobel-Komitees, entgegenzunehmen. Es ist erst das zweite Mal in der Geschichte des Friedensnobelpreises, dass ein leerer Stuhl einen inhaftierten Preisträger symbolisiert - 1936 hatten die Nazis den im KZ sitzenden Pazifisten Carl von Ossietzky nicht nach Oslo reisen lassen. Peking reagierte mit wütender Kritik auf die Verleihung und ging im Inland hart gegen Dissidenten vor. China und weitere 14 Staaten boykottierten die Zeremonie im Rathaus von Oslo. Teilnehmenden Staaten hatte Peking mit "Konsequenzen" gedroht.