Anna Loos lieferte mit ihrer Band Silly in der ausverkauften Großen Freiheit 36 über zwei Stunden eine gefällige, fast schon zu perfekte Show ab.

Hamburg. Die Instrumentierung deutete nicht gerade darauf hin, trotzdem war es ein Abend der leisen Töne. Denn die ganz große Rockband-Besetzung von Silly war zwar gut, aber viel zu leise abgemischt. Aus Gitarren, Bass, Schlagzeug und Keyboards hätte man wahrhaft apokalyptische Soundgewitter herausholen können. Doch es gab nur die eine oder andere Windböe.

Zwei Stunden lang griff die Band in der ausverkauften Großen Freiheit mal mehr, mal weniger "tief in die Silly-Schatzkiste", wie Sängerin Anna Loos die Setliste blumig umschrieb. Was sie zutage förderte, war gut, fast schon zu perfekt arrangiert und vorgetragen. Der altehrwürdige Hardrock-Gassenhauer "Mont Klamott" klang genauso glatt wie die Akustikversion von "Warum ich?", die an Lagerfeuerromantik auf dem Mittelaltermarkt erinnerte. Man vermisste den Dreck im Getriebe, den Rock eben.

Gerade bei einer Band wie Silly, die Musik immer auch als Ausdruck für den Widerstand gegen Repressalien nutzte, hätte man sich etwas mehr Unangepasstheit, etwas mehr Feuer gewünscht. So sprang der Funke nicht so recht über, weder bei "Furcht der Fische" noch bei "Mein Kapitän". Zu "Alles rot", da regte sich einiges im Publikum, alle gemeinsam bewiesen sich auf und vor der Bühne: "Es schlägt sich noch ganz gut", das Herz des Ostrocks. Sonst aber herrschte vornehme Zurückhaltung, auch der von Loos angekündigte "Mitmachteil" stieß nur auf wenig Gegenliebe.

Zum Schluss, die "Schatzkiste" war schon fast komplett geleert, klang sie dann aber doch noch durch, die Emotion. "Sonnenblumen" ist zwar ganz neu, blickt aber liebevoll und nostalgisch auf die 1996 verstorbene Sängerin Tamara Danz zurück. Die war damals, zu DDR-Zeiten, ganz vorn auf der Bühne, ohne knallrotes Mikrofon und aufwendige Lichtshow. Da war Silly berühmt für geschickt versteckte Systemkritik und zivilen Ungehorsam.

Heute ist man Mainstream. Das ist in Ordnung, aber auch ein bisschen langweilig.