In vielerlei Hinsicht hat die Lindenstraße Tabus gebrochen. Geschichten, die das Leben schrieb

Auch nach 25 Jahren, 43 Todesfällen, 27 Hochzeiten und 14 Geburten bemüht sich Deutschlands am längsten andauernde Fernsehserie jeden Sonntag, nicht langweilig zu werden.

"So, da wär er!", waren die ersten Worte, die in der in München gelegenen "Lindenstraße" von Hausmeister Egon Kling gesprochen wurden. Der Biertrinker und Raucher war fast 14 Jahre lang die gute Seele des Hauses, obwohl er es mit seiner Frau Else nicht immer leicht hatte. Er sprach diesen ersten Satz nach der erfolgreichen Suche nach einem Schlüssel. Weil der Schauspieler Wolfgang Grönebaum im März 1998 starb, musste auch Egon im Juli aus der Serie ausscheiden. Er starb, als er mit seinem Nachbarn Gung auf dem Weg zum WM-Finale nach Paris war.

14 Millionen Zuschauer schalteten damals am Sonntag um 18.40 Uhr ein. Inzwischen ist 18.50 Uhr Sendebeginn und die durchschnittliche Zuschauerzahl liegt bei 3,5 Millionen.

"Herzlich Willkommen" nannte Erfinder Hans W. Geißendörfer die erste von inzwischen über 1300 Folgen. Sonderlich willkommen war die "Lindenstraße" den Deutschen zunächst allerdings nicht. Die fanden zwar in der von der Flick-Parteispendenaffäre erschütterten Bundesrepublik die Intrigen in "Dallas" toll. Aber eine Serie, die die alltäglichen Dramen der Menschen zeigen wollte und endlos andauern sollte, verletzte die gängigen Vorstellungen von Fernsehunterhaltung.

Für Skandale sorgte im Jahr 1987 der erste Schwulenkuss im deutschen Fernsehen. Es war das Coming-out von Carsten Flöter und Georg Uecker, der immer noch dabei ist. Nicht weniger diskutiert wurde 1988 der durch eine Bluttransfusion an Aids infizierte Benno Zimmermann.