Das Überjazz-Festival auf Kampnagel verspricht ein Top-Programm mit Mulatu Statke, John Scofield, Matthew Herbert, Lizz Wright und Jason Moran.

Mit Jazzfestival in Hamburg hat es seit Jahren seine Liebe Not. Zu hoch die Gagen, zu gering das Interesse, da beißt sich die Katze selbst in den Schwanz, denn ohne ein attraktives Programm geht niemand vor die Tür. Jetzt wagen ein paar stadtbekannte Überzeugungstäter einen neuen Versuch, mit Überjazz ein Festival zu kreieren, das mehr auf Inhalte setzt als auf Events und Hafen-Ambiente wie das Elbjazz-Festival, das im Mai ebenfalls Premiere feierte, doch programmatisch kaum Akzente setzen konnte.

Die Überjazz-Liaison verbindet Kampnagel, die Konzertdirektion Karsten Jahnke, den NDR und das Jazzbüro Hamburg. Jede der beteiligten Firmen oder Einrichtungen hat ihre Kontakte spielen lassen, und herausgekommen ist dabei ein Programm, das es in dieser Güte und Vielfalt in Hamburg sehr lange nicht mehr gegeben hat. Wobei Jazzfestivals schon ewig keine Veranstaltung mehr für Puristen sind, denn an den Rändern dehnen sie sich immer weiter aus in Richtung Weltmusik, Fusion und Avantgarde.

Das Programm gruppiert sich um drei "big names": Da ist zum einen der Gitarrist John Scofield, einer der herausragenden und stilbildenden Instrumentalisten der vergangenen 40 Jahre, Mitstreiter unter anderem bei Miles Davis und kreativer Bandleader mit Dutzenden von eigenen Alben. Da ist mit dem schwarzen Pianisten Jason Moran ein Musiker der jüngeren Generation, der inzwischen zu den kreativsten und intellektuellsten Köpfen der amerikanischen Szene gehört. Unlängst hat Moran sich in der Multimedia-Performance "In My Mind" mit dem Werk von Thelonious Monk auseinandergesetzt. Und da ist der britische Elektro-Künstler und Klangarchitekt Matthew Herbert, der mit seiner Big Band nach Hamburg kommt.

Aber auch über diese Namen hinaus bietet das Programm erstklassige Akteure wie die Soulsängerin Lizz Wright, der Äthiopier Mulatu Astatke und die NDR Bigband, die unter der Leitung von Colin Towns Kompositionen von John Lennon interpretiert.

In insgesamt vier Sälen wird das Programm zwei Tage lang auf Kampnagel über die Bühne gehen. Da hat der aufgeklärte Musikfreund die Qual der Wahl. Vielleicht stellt sich in Hamburg ein wenig von dem Festival-Feeling ein, das Jazzfreunde befällt, wenn sie das riesige Northsea-Jazz-Festival in Den Haag besuchen. Dort ist die Auswahl so groß, dass man immer etwas verpasst, egal, für welche Halle und welchen Künstler man sich gerade entschieden hat. Das könnte beim Überjazz so ähnlich werden. Ein größeres Lob kann man im Vorwege kaum aussprechen.

Überjazz Fr/Sa 29./30.10., jeweils 19.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20, Einzelticket 33,80, Zwei-Tage-Ticket 57,55; www.ueberjazz.com