Ein Kommentar von Tom R. Schulz

Fast alles war besser, schöner, entspannter und aufregender, als notorische Skeptiker wie wir Journalisten es vermutet hätten. Das erste Elbjazz-Festival dürfen dessen Erfinderinnen Tina Heine und Nina Sauer als vollen Erfolg verbuchen. Er ist ihnen vielleicht vor allem deshalb geglückt, weil sie über jene Tugend verfügen, die man Frauen auch im Straßenverkehr nachsagt: Sie fragen, wenn sie nicht weiterwissen. Sie sind weder zu stolz noch sich zu fein, Rat und Hilfe zu holen. Als die Elbjazz-Initiatorinnen erkannten, dass sie ihr ehrgeiziges und raumgreifendes Unternehmen allein nicht wuppen würden, zogen sie gleich zwei große Konzertagenturen der Stadt ins Boot, einen vielköpfigen künstlerischen Beirat und eine ganze Phalanx von Unterstützern, Helfern, Vorbereitern.

Und sie haben offenbar darauf vertraut, dass die Neugier auf ungewöhnliche Spielorte in einer so von sich selbst begeisterten Stadt wie Hamburg groß genug sein wird, dass fast nebensächlich erscheint, welche Künstler da auftreten. Wer anderswo ein Festival ohne big names plant, macht besser gleich Harakiri.

Dass sich vor dem Kehrwieder-Theater frustrierte Beinah-Besucher die Beine in den Bauch standen, weil sie trotz Festivalticket nicht in den Saal kamen, war ein Wermutstropfen im Champagner der guten Laune. Hinterher ist man immer klüger. Die Fans freuen sich schon auf bessere Raumplanung im nächsten Jahr.