Sonntag wird in Köln der Deutsche Fernsehpreis vergeben. Im Vorfeld gab es große Aufregung und Proteste, weil wichtige Preis-Kategorien wegfallen.

Köln. Selten hat es im Vorfeld der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises so viel Aufregung gegeben wie in diesem Jahr. Kurz zur Erinnerung: Auf die Abschaffung wichtiger Personen-Kategorien (etwa Regie und beste Nebendarsteller) reagierten einige Branchenverbände mit derart deutlich formulierten Protesten, dass den Senderverantwortlichen in den vergangenen Wochen doch etwas bange zumute wurde. Von Boykottaufrufen und Protesten am Galaabend wird schon nicht mehr gemunkelt, sondern laut gesprochen.

Der Hamburger Schauspieler Kostja Ullmann äußerte sich am Freitag auf bild.de mit den Worten: "Der Deutsche Fernsehpreis in seiner neuen Form ist ja die größte Zumutung, die auf uns zukommt." Er sehe Regie, Drehbuch und Kamera als "entscheidende Kräfte für die Qualität eines Filmes" an. "Stattdessen sollen irgendwelche Kochshows und Daily Soaps ausgezeichnet werden. Das finde ich eine beunruhigende Entwicklung, die man nicht einfach so hinnehmen kann", so Ullmann.

Drei Medienkomponistenverbände und der führende europäische Medienmusikkongress verkündeten ebenfalls am Freitag, im November einmalig den "Deutschen Fernsehmusikpreis 2010" zu vergeben - als Reaktion auf die Abschaffung der Musikkategorie beim Deutschen Fernsehpreis.

Fest steht: Die neuen Regularien des Fernsehpreises werden am Sonntag im Kölner Coloneum für Gesprächsstoff sorgen. Und zu diskutieren gibt es wahrlich genug. Etwa die am Donnerstag verkündete Entscheidung der Stifter (ARD, ZDF, ProSiebenSat.1, RTL), den diesjährigen Ehrenpreis an die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zu vergeben. Inwieweit diese prägend, inspirierend gewirkt hat auf die deutsche Fernsehlandschaft - sich das vorzustellen braucht es schon ein hohes Maß an Fantasie. Vorherige Preisträger waren beispielsweise Rudi Carrell, Alfred Biolek und Götz George.

Weitere Preisträger stehen in der neu eingeführten Kategorie "Besondere Leistungen" fest: Das Schauspielerensemble von Dominik Grafs Miniserie "Im Angesicht des Verbrechens", die Macher der Produktion "24h Berlin - Ein Tag im Leben" sowie Stefan Raab als Entertainer des Jahres. Die Gala, die die ARD am Sonntag ab 21.45 Uhr überträgt, wird moderiert von Sandra Maischberger und Kurt Krömer. Die diesjährige Vorsitzende der Stifter, WDR-Intendantin Monika Piel, zeigt für all die Aufregung wenig Verständnis. Sie sieht die beschlossenen Neuerungen als notwendig an: "Das Fernsehen sieht heute anders aus als bei Gründung des Preises 1999. Diese Entwicklung muss der Preis widerspiegeln."